190 Golfplätze, die besten Tauchgebiete der Welt und Shoppingmalls wie in New York: Malaysia ist auf dem Sprung in die erste Welt. Wer das Beste aus ganz Asien erleben möchte, ist hier genau richtig.
Es tropft. Dicke Wasserkugeln kullern die riesigen Blätter herunter, der aufgeweichte Boden gibt unter den Trekkingschuhen nach und irgendwo im Dickicht kreischt ein Vogel. «Je grösser der Baum ist, desto leichter das Holz», sagt der Guide, doch der Blick bleibt im Regenwald hängen, die Ohren konzentrieren sich auf die Geräusche der Natur. Erst beim Canopy Walk sind auf einmal wieder alle Sinne an einem Fleck. Die Brücke wackelt, gleichzeitig zu balancieren und den Blick über das grüne Dach des Waldes schweifen zu lassen, ist ganz schön schwer.
Gar nicht so weit entfernt sieht man die ersten Siedlungen. Das Forest Research Institute of Malaysia liegt nur 20 Kilometer ausserhalb von Kuala Lumpur, der Hauptstadt. 1920 auf einer ehemaligen Kautschukplantage angelegt, gehört der Regenwald rund um das Institut heute zum nationalen Kulturerbe. Er lässt vermuten, wie es in den Tiefen des malaysischen Regenwaldes aussieht, zum Beispiel im Nationalpark Taman Negara, der mit 130 Millionen Jahren zu den ältesten der Welt gehört und Tapire, Elefanten, Tiger, Bären, Nashörner und Affen beheimatet.
Wirtschaftsfaktor Tourismus
Auf der Rückfahrt in die Stadt dämmert es. Die Petronas-Zwillingstürme funkeln zaghaft im Abendlicht, später werden sie silbern über Kuala Lumpur erstrahlen. Der 1999 eröffnete Hauptsitz des staatlichen Mineralölkonzerns Petronas steht für den Aufschwung, den das südostasiatische Land in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat. Es soll so weitergehen: 2020 will Malaysia zur ersten Welt gehören. Allein im Tourismus weist die parlamentarische Monarchie bemerkenswerte Erfolge vor: Laut der UN World Tourism Organization kamen 2010 24,6 Millionen Menschen ins Land, was Malaysia den weltweit neunten Platz in der Auflistung der meisten Ankünfte einbringt.
Die Strategie der Tourismusministerin Dato’ Dr. Ng Yen Yen scheint aufzugehen: Fans des malaysischen Schuh-Design-Stars Jimmy Choo lockt das Land jährlich im April mit dem Malaysia International Shoe Festival, shoppingaffine Asiaten kommen im Sommer wegen des Malaysia Mega Sale Carnivals und Individualreisende sind von den Homestays entzückt, einfachen Unterkünften bei einheimischen Familien.
Die Strasse nach Malakka
Die Autobahnschilder weisen den Weg nach Putrajaya und Cyberjaya, beides erst kürzlich erschaffene Orte für Verwaltung und High-Tech-Unternehmen. Doch das Ziel ist die historische Stadt Malakka, die gemeinsam mit der Altstadt von George Town, der Hauptstadt der Insel Penang, seit 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Fast auf halbem Weg zwischen Kuala Lumpur und Singapur gelegen, zeugen Reste einer Festung, Kirchen und vor allem die Altstadt von der Herrschaft der Portugiesen und Holländer. Sie wussten die gute Lage der Stadt an der nach ihr benannten Strasse von Malakka ebenso gut zum Handeln zu nutzen wie die Chinesen, die Malakka als Umschlagplatz für Gewürze gegründet hatten.
In den schmalen Gassen der Altstadt duftet es nach exotischen Gewürzen, und was im Schaufenster nach süssem Gebäck aussieht, sind in Wahrheit getrocknete Vogelnester, wie sie die Chinesen gerne verspeisen. Die verwinkelte Altstadt ist mittlerweile wieder ganz in chinesischer Hand, denn die Nachfahren der Einwanderer machen inzwischen rund ein Viertel der Einwohner Malaysias aus. Besonders bekannt sind sie für ihre Küche: Die «Baba Nyonyas» haben das Beste aus malaysischen und chinesischen Gerichten vereint, lange bevor es den Ausdruck «Fusion Cuisine» überhaupt gab.
KL: Einmal um die Welt
Hunderte Goldketten glitzern im Scheinwerferlicht und die grossen Augen der Braut blicken erwartungsvoll. Im Herzen von Kuala Lumpur feiern zwei 27-Jährige ihre Hochzeit im Sri Maha Mariamman Tempel. Obwohl er am Rande von Chinatown liegt, wähnt man sich in Indien, sobald man das in bunten Farben erstrahlende Gebäude betritt. Der Tempel ist voll festlich geschmückter Inder, ein Kamerateam läuft geschäftig umher und hält den grossen Tag fest. Während das Brautpaar noch Geschenke entgegennimmt, bedienen sich die Gäste am Büfett und essen von Hand duftende Köstlichkeiten, die auf Plastiktellern gereicht werden.
Zwei Häuserecken später schlürfen Chinesen am Rande eines Marktes Nudelsuppe. Nur einen Steinwurf entfernt wird Fleisch gehackt, ein Fisch aufgeschlitzt und Tofu angepriesen. Im eleganteren Teil des Gassengewirrs halten die Geschäftsleute nachgemachte Designer-Handtaschen für Touristen parat. Im chinesischen Tempel verströmen Räucherstäbchen ihren Duft und Gläubige bringen Opfergaben wie Obst und Blumen vorbei.
Wofür man mit dem Flugzeug einen ganzen Tag benötigt, schafft man in Kuala Lumpur mit ein paar Schritten. Die Stadt mit ihren zwei Millionen Einwohnern ist ein Schmelztiegel der Kulturen: Menschen huschen zum Einkaufen durch schmale Gassen, während einige Strassen weiter feine Geschäftsleute in ihre Büros strömen. Und mittendrin: Hier eine Mall mit Geschäften der weltweit wichtigsten Designer, dort einer von 15 Golfplätzen der Hauptstadt. Kuala Lumpur ist im Kleinen das, worin das gesamte Land ganz gross ist. Natur, Kultur, Moderne und Tradition. Alles ist immer ganz nah.
Von Angela Pietzsch
Kuala Lumpur ist die perfekte Mischung von Ost und West und ebenso die perfekte Shopping-Destination. Mindestens zweimal pro Jahr ist ein Must 😉