In den Resorts auf den Malediven wird der Umweltschutz immer wichtiger, sagt Andy Zgraggen. Als Chef des Malediven-Spezialisten Manta Reisen kennt er den Inselstaat seit vielen Jahren.
Herr Zgraggen, welches sind die wichtigen Kriterien für die Wahl eines Resorts auf den Malediven?
Die Grösse der Anlage, ob ein Hausriff und eine Lagune vorhanden sind, der Stil des Hotels sowie die Infrastruktur. Kleine Inseln mit wenigen Zimmern haben viel Charme, aber oft nur ein Restaurant und eine Bar. Grössere Inseln bieten mehr Auswahl, was Restaurants und die Sportmöglichkeiten an Land und im Wasser betrifft.
Welche Trends zeichnen sich bei den neuen Resorts ab?
Vermehrt wird die Kultur der Malediver in die Resorts integriert. So bietet Kandima Maldives zum Beispiel Kurse in lokalem Handwerk an, auch Dhigali Maldives stellt den Bezug zur einheimischen Lebensweise her und organisiert Ausflüge zu umliegenden Inseln.
Das Barefoot Resort auf Hanimaadhoo ist das erste Resort, das auf einer bewohnten Insel Gäste empfängt. Haben die Malediver gute Erfahrungen mit der Durchmischung von Touristen und Einheimischen gemacht? Werden wir künftig mehr Hotelanlagen auf bewohnten Inseln sehen?
Ja, viel mehr. In Zukunft werden mehr Gästehäuser und kleine Hotels auf einheimischen Inseln ihre Türen öffnen. Wenn es richtig gemacht wird, ist dies eine Win-win-Situation. Für viele Menschen, die sich Ferien auf den Malediven nie leisten konnten, rückt dieses Paradies im Indischen Ozean jetzt näher. Auch für die einheimische Bevölkerung bringt es Vorteile. Beispielsweise finden sie ein Einkommen auf der eigenen Insel und müssen nicht mehr in weit entfernten Resorts arbeiten oder in die Hauptstadt Male auswandern.
Wie beurteilen Sie die politische Situation im Land?
Die Malediven sind eine sehr junge Demokratie und müssen ihren Weg sicher noch finden. Die ersten freien Wahlen fanden vor wenigen Jahren statt. Ich glaube, man muss dem Land ein bisschen Zeit lassen, bevor wir aus westlicher Sicht urteilen. Bisher macht es der Inselstaat ganz gut. Die Lage ist stabil, der Lebensstandard steigt und der Tourismus floriert.
Welche Resorts sind bei Schweizern besonders beliebt?
Da gibt es einige Favoriten. Das Reethi Beach steht sicher ganz weit oben auf der Liste. Auch Vilamendhoo und Diamonds Thudufushi sind bei unserer Kundschaft sehr beliebt. In der Luxuskategorie empfehle ich Baros, Milaidhoo und Mirihi.
Immer mehr Resorts geben an, viel für den Umweltschutz zu tun. Was wird auf diesen Inseln konkret gemacht?
In den vergangenen Jahren hat sich diesbezüglich einiges getan. Auf immer mehr Resortinseln wird auf PET-Flaschen verzichtet, das Trinkwasser selber hergestellt und in wiederverwertbare Glasflaschen abgefüllt. Solarenergie ist auf dem Vormarsch und die Abwärme der Klimaanlagen wird zur Aufbereitung von Warmwasser benutzt. Natürlich sind dies kleine Schritte, aber vor wenigen Jahren war das alles noch undenkbar.
Das Reethi Faru, das im November eröffnen wird, verwendet Biogas, Strom wird aus Photovoltaik gewonnen. Kann man hier von einem zukunftsweisenden, umweltverträglichen Modell im Inseltourismus sprechen?
Auf jeden Fall. Reethi Faru ist ein gutes Beispiel für ein Umdenken auf den Malediven. Immer mehr Hotelbesitzer kümmern sich nicht nur um das Wohl ihrer Gäste, sondern auch um die Natur.
Ist es nicht etwas schönfärberisch, im Zusammenhang mit dem Betrieb eines Luxusresorts auf den Malediven von Umweltverträglichkeit zu sprechen? Bis auf den lokalen Fisch muss praktisch alles aus grossen Distanzen hergeführt werden. Auch die Stromproduktion geschieht hauptsächlich mit Dieselgeneratoren. Dazu kommt, dass der Abfall noch immer verbrannt wird.
Natürlich ist noch lange nicht alles Gold, was glänzt. Auch wir als Reiseveranstalter müssen viel mehr unternehmen und die Nachhaltigkeit bei unseren Verhandlungen mit den Resorts immer wieder zum Thema machen. Manta Reisen setzt sich stark für die Ozeane und deren Bewohner ein. Wir pflegen eine enge Zusammenarbeit mit OceanCare (Schweizer NGO zum Schutz der Ozeane), wir informieren unsere Gäste über Abfallentsorgung, über die Möglichkeiten, Energie zu sparen und so weiter. Ausserdem organisieren wir Ende Jahr in Zusammenarbeit mit der International Union for Conservation of Nature (IUCN) einen Workshop zum Thema Riffschutz, wo wir wichtige Investoren und Hotelmanager mit Vertretern von IUCN zusammenbringen.
Interview: mw
Andy Zgraggen ist Chef des Malediven-Spezialisten Manta Reisen und Mitglied der Geschäftsleitung von DER Touristik Suisse AG. Zum Unternehmen gehören die Reiseveranstalter Kuoni, Helvetic Tours, Kuoni Cruises, Manta Reisen, Kontiki, Dorado Latin Tours, Asia 365, Private Safaris, Cotravel, Railtour, Frantour, ACS Reisen und Pink Cloud. Die Firma beschäftigt in der Schweiz über tausend Mitarbeitende.