Sonnenverwöhnt, nicht viel mehr als ein Katzensprung entfernt und sicher wie die eigene Westentasche: So präsentiert sich der maltesische Archipel in der Mitte des Mittelmeeres.
Was man kurz und bündig als Malta bezeichnet, umfasst mehrere Inseln, die aufgrund ihrer exponierten Lage seit Jahrtausenden ein begehrtes Ziel verschiedener Völker und Kulturen bilden. Abenteuerlich muten denn auch die wechselnden Etappen an. Malta als einstiger Kulturmittelpunkt der Jungsteinzeit war nacheinander phönikische Niederlassung, dann karthagisch, römisch, byzantinisch und arabisch. Nach den sizilianischen Normannen erhielt schliesslich der Johanniterorden 1530 die Insel, bevor die Engländer 1800 das Zepter an sich rissen. Es handle sich eben um einen besonders wertvollen, weil unversenkbaren Flugzeugträger, soll Churchill einst voller Anerkennung bemerkt haben. Kein Wunder blieb Malta das Hauptquartier der britischen Mittelmeerflotte, bis die Kolonie 1964 die Unabhängigkeit erlangte.
Eine Ganzjahresdestination
Eine gut etablierte, alle Segmente abdeckende Hotelinfrastruktur trägt dazu bei, dass der Archipel zusehends zur Ganzjahresdestination mutiert. Dies auch dank der politischen Stabilität, die sich positiv abhebt von andern Destinationen im Mittelstreckenbereich. Kein anderes Land in diesen Breitengraden hat eine so hohe Sicherheit wie Malta. Jeder kann hier unbeschwert seinen Aktivferien frönen: Wandern, Trekking, Velofahren, Felsklettern, Segeln, Windsurfen, Schnorcheln, Kajakabenteuer, Fischen, Tauchen … Insbesondere die Insel Gozo (der kastilische Ausdruck für «Freude») ist dank ihrer zerklüfteten, abwechslungsreichen Landschaft und ihrer spektakulären Küste eine zunehmend nachgefragte Destination und besonders bei Wanderern beliebt.
Kultur und Geschichtsinteressierte finden dank vielen antiken Orten und intakten Städten lohnenswerte Ausflugsziele. Das wohl bekannteste sind die auf einem Hügel thronenden Ggantija-Tempel auf Gozo, die zu den ältesten freistehenden Tempeln der Welt gehören und 1980 dem Weltkulturerbe zugeordnet wurden. Sie sind rund 5600 Jahre alt, entstanden also schon vor den ägyptischen Pyramiden und vor Stonehenge. Gemäss Legende soll eine Riesin die gewaltige Anlage in einer einzigen Nacht erstellt haben, wobei sie gleichzeitig noch ihr Kind in den Armen hielt. Wer hier ist, sollte auch den nahe gelegenen Brochtorff Circle besuchen, ein megalithischer Steinkreis mit einem Durchmesser von 45 Metern, wobei die unterirdische Struktur bereits um 3900 vor Christus bestanden haben dürfte.
Doch nun in die Gegenwart: Vor allem in der Hauptstadt Valletta begegnet man erstaunlich oft Studierenden. Das ist kein Zufall, denn seit dem Beitritt zur EU ist deren Zahl sprunghaft angestiegen und liegt momentan bei über 10 000. Viele davon kommen aus dem Ausland – notabene aus 80 Nationen. Ihr Malta-Aufenthalt wird dadurch versüsst, dass sie wie die Malteser von Studiengebühren befreit sind.
Unesco-Gesamtkunstwerk
Die Kapitale bereitet sich momentan auf den grossen Auftritt von 2018 vor, denn dann ist Valletta Europäische Kulturhauptstadt. Valletta, bereits 1980 zum Unesco-Welterbe erhoben, verkörpert ein hervorragend erhaltenes Gesamtkunstwerk, das wie ein kostbarer Edelstein durch einen imposanten Ring wuchtiger Bastionen geschützt wird. Ein Knaller besonderer Art ist zudem das jährlich in der Herbstmitte auf Gozo stattfindende Festival Mediterranea, wo man sich In- und Outdoor trifft und wo augenfällig wird, dass zu Kunst und Kultur auch unlimitierter Gaumen und Augenschmaus gehört. Der auf das hiesige Konferenzangebot gemünzte Slogan «Malta – made for meetings» liesse sich denn auch gut ausdehnen auf «made for feelings».
Von Werner Knecht