Wenn die Malteser feiern, geht es bunt und laut zu und her. Zu einem richtigen Fest gehört auf Malta ein Feuerwerk. Highlight ist das jährliche Malta international Fireworks Festival Ende April.
René Langer reist beruflich mit höchst explosivem Gepäck. Er lässt sich seinen Sprengstoff ins Ausland liefern und zündet ihn dann auch. Der Österreicher ist Pyrotechniker und nimmt mit seinem Team von SteyrFire weltweit an internationalen Feuerwerksfestivals teil.
Auf seinen nächsten Termin freut sich Langer besonders. Die Reise führt nach Malta, wo Ende April zum 13. Mal das Malta International Fireworks Festival stattfindet. Ein Highlight im Eventkalender des Mittelmeer-Archipels. Am 25. April startet das Festival mit dem internationalen Wettbewerb im Fischerdorf Marsaxlokk, die nationale Meisterschaft findet am Folgetag im bei Touristen beliebten Bugibba statt und für das grosse Finale bildet am 30. April der Hafen von Valletta die Kulisse. «Am Feuerwerksfestival auf Malta haben in den vergangenen Jahren grosse internationale Namen aus der Pyrotechnologie teilgenommen. Für uns ist es darum eine Ehre, mitzumachen. Zudem bietet die Insel eine sehr schöne Kulisse», erklärt Langer. Er war vor zwei Jahren schon einmal für seinen Beruf auf Malta: 2012 hat er am internationalen Feuerwerksymposium teilgenommen. «Ich freue mich, ein paar Berufskollegen aus Malta, die ich damals kennengelernt habe, wieder zu sehen.»
Raketen für die Heiligen
Mit dem Festival feiern die Malteser offiziell den EU-Beitritt, der sich dieses Jahr zum zehnten Mal jährt, eigentlich aber vor allem ihre Liebe zum Feuerwerk. «Die Kunst des Feuerwerks hat bei uns seit Jahrhunderten Tradition», erklärt Brian Spiteri. Er ist Lizenzinhaber der Pyrotechnologiefirma St. Michael’s Fireworks Factory aus Lija, einer von rund 32 Herstellern von Feuerwerk auf Malta. Die hohe Zahl an Feuerwerkfabriken hat einen Grund: Zwischen Juni und September wird auf den Inseln fast jedes Wochenende ein Feuerwerk gezündet. Anlässe dazu gibt es genügend. Am wichtigsten sind aber die Patronatsfeste in den Dörfern. Ein religiöser Brauch, doch auf Malta werden diese nicht mit Ruhe und Besinnung gleichgesetzt. Vielmehr werden die Heiligen mit Raketen und Co. geehrt.
Schon im 16. und 17. Jahrhundert feierten die Ritter des Johanniterordens auf Malta militärische Siege, die Wahl eines neuen Papstes oder die Geburt eines Prinzen mit Pyrotechnik. «Inspiriert wurde das Feuerwerk wahrscheinlich von Kanonenschüssen und Flintenfeuern», sagt Brian Spiteri. Inzwischen hat sich daraus eine richtige Kunstform entwickelt, an der auch er jeden Tag ein paar Stunden tüftelt. Brian Spiteri ist Lastwagenfahrer, das Feuerwerk ein Hobby. Seit er 18 Jahre alt ist, verbringt der heute 32-Jährige seine freien Stunden in der Werkstatt. «Es fasziniert mich, was man aus eigentlich nicht mehr als einem bisschen Pulver an den Himmel zaubern kann», erklärt er seine Faszination. Gefährlich findet er seine Leidenschaft nicht. Obwohl er vor sieben Jahren einen Freund verloren hat, der ebenfalls Feuerwerk herstellte und sich bei einem Unfall in die Luft sprengte. «Nur Angst ist gefährlich», sagt Spiteri.
Perfekt bis ins Detail
Was ein schönes Feuerwerk ausmacht, darauf will sich Spiteri nicht festlegen. Sicher ist, dass der Lärm für ihn dazugehört. Neben den maltesischen Feuerwerken schwärmt er vor allem für die japanischen. Er selber arbeitet zurzeit nicht an einer speziellen Formation, sondern versucht sein Werk zu perfektionieren. «Es sind die kleinen Dinge, die ein Laie gar nicht sieht, an denen wir oft feilen.» Die Arbeit lohnt sich: 2012 haben Spiteri und sein Team am Malta Firework Festival gewonnen. Das Zusammenspiel von Farben, Formen und Musik hat der Jury am Werk der St. Michael’s Fireworks Factory besonders gefallen. René Langer hat generell grossen Respekt vor seinen maltesischen Kollegen: «Die Pyrotechnologie in Malta ist bekannt für sehr grosse Raketen. In der Fachsprache nennen wir sie Bomben. Sie wiegen bis zu 40 Kilogramm und werden aus einem Rohr geschossen. Das ist schon sehr eindrücklich.»
Brian Spiteri nimmt dieses Jahr nur als Zuschauer am Fireworks Festival teil – wie halb Malta und viele Touristen. Und bestimmt wird er auch das Feuerwerk des österreichischen Teams um René Langer nicht verpassen. Dieser verrät noch nicht viel: «Ich glaube, wir haben eine gute Musikauswahl getroffen. Und wir haben einige tausend Effekte eingebaut.»
Text Stefanie Schnelli