Nach nur zwei Stunden Flugzeit landet man im mediterranen Malta und kann sich kaum sattsehen am gigantischen Naturhafen und den barocken Fassaden der Hauptstadt. Die ideale Destination für ein verlängertes Wochenende.
Eine riesige Languste auf einem Bett von Auberginen, hausgemachte Pommes Frites und ein gemischter Salat, dazu ein frisch gezapftes Bier – das Tagesgericht im altehrwürdigen Café Cordina ist seinen Preis wert. Und diese Lage! Auf dem zentralen Platz in Vallettas Altstadt, eingerahmt vom Präsidentenpalast und der alten Bibliothek, beides von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt: Wo könnte man sich besser vom Stadtbummel erholen und den Puls dieser lebendigen und schönen Stadt spüren?
Valletta ist ein Erlebnis, anders kann man es nicht beschreiben. Majestätisch gelegen auf einem Felsen zwischen den beiden Naturhäfen Marsamxett und Grand Harbour, gegenüber die drei Städte Vittoriosa, Senglea und Cospicua. Eine Mischung aus einem überdimensionalen Venedig und San Francisco, denn die engen Strassen sind mindestens genauso steil und spektakulär wie in der westamerikanischen Küstenstadt. Dazu aber barocke Sandsteinfassaden, bemalte Alkoven, verspielte Statuen und verträumte Gärten. Den besten Blick auf dieses grandiose Ensemble hat man von den wunderschön angelegten Barracca-Gärten, die früher in Privatbesitz waren, heute aber zum Glück für Besucher geöffnet sind.
Ritter und ein grosser Meister
Valletta ist eine Stadt voller Paläste. Einer der schönsten ist der Grossmeisterpalast, in dem heute das Parlament tagt. Von aussen wirkt er schlicht, bis auf seine beiden imposanten Hauptportale im Barockstil, doch ein Besuch lohnt sich allein schon wegen der beiden Innenhöfe. Sie wirken wie verwunschene Oasen mit Palmen, Statuen, einem Brunnen und der berühmten Turmuhr von Pinto. Wer etwas maltesische Geschichte atmen will, sollte sich unbedingt die obere Etage anschauen. Im lang gestreckten Eingangsbereich stehen die Ritterrüstungen einiger Grossmeister Spalier, im Marmorboden eingelassen das Staatswappen von Malta, die Decke reich verziert in Goldtönen.
Das grösste Barock-Erlebnis wartet allerdings in der St. Johns Kathedrale. Auch hier verrät die strenge Aussenansicht nichts über den fulminanten Innenraum, in dem wirklich kein Fleckchen unverziert ist. 375 verschiedene Marmorplatten bedecken den Boden, unter ihnen sind die Ritter des Johanniterordens beigesetzt. Ebenso faszinierend das Deckengewölbe, verziert mit Malereien, die 18 verschiedene Szenen aus dem Leben von Johannes dem Täufer zeigen. Dazu im vorderen Teil des Kirchenschiffs die prachtvolle, vergoldete Orgel. Im Ordinarium befindet sich auch das Meisterwerk des Malers Michelangelo da Caravaggio: die Enthauptung von Johannes dem Täufer.
Shoppen und geniessen
Doch Valletta besuchen, das bedeutet auch, sich einfach durch die Gassen treiben zu lassen, in den wunderbaren Boutiquen und Geschäften einzukaufen, hier und da einen Kaffee zu trinken, abends auf dem Dachgarten des kleinen charmanten Castille Hotels am Rande der Altstadt einen Apéro zu trinken und die Aussicht zu geniessen. Oder aber mit dem Boot nach Sliema überzusetzen, um dort über die Strandpromenade zu schlendern. Von dort aus hat man definitiv den besten Blick auf Valettas befestigte Altstadt. Abends lohnt ein Ausflug nach Spinola Bay in St. Julians – einer schönen Bucht mit guten Restaurants – oder nach Paceville, wo sich das Nachtleben Maltas abspielt.
Mischmasch der Kulturen
160 Jahre lang war Malta unter britischer Herrschaft, das hat das kleine Land der Europäischen Union natürlich geprägt, was nicht nur am Linksverkehr und den vielen Sprachschulen abzulesen ist. Die Inseln des maltesischen Archipels liegen an einer Art Kreuzung der maritimen Handelsrouten im Mittelmeer, knapp 100 Kilometer südlich von Sizilien und 290 nördlich von Nordafrika. Der Naturhafen von Valletta war schon immer von grosser strategischer Bedeutung, deshalb hat die Lage Maltas über 7000 Jahre lang die Geschichte des Landes bestimmt. Jede Zivilisation hat ihre Spuren hinterlassen, die Phönizier, die Römer, die Araber, die Ritter des Johanniterordens, die Franzosen und schliesslich die Briten. Das spiegelt sich nicht nur in der Sprache wieder, einer interessanten Mischung aus Arabisch, Ita lienisch und Englisch, sondern eben auch in der Gesellschaft, in der Architektur und sogar in den Strassennamen. Das eingangs erwähnte Café Cordina von 1837 befindet sich beispielsweise auf der Piazza Regina, an der Ecke Republic Street und St. George’s Square, zwischen der Auberge Bavière und der Auberge de Castille.
Natürlich kann man auf Malta noch viel mehr unternehmen, als durch die Hauptstadt zu streifen. Zum Beispiel einen Ausflug nach Mdina machen, der auf einem Hügel gelegenen, mittelalterlichen Zitadelle, die heute hauptsächlich von Touristen bevölkert wird. Oder am malerischen Hafen von Marsaxlokk frischen Fisch essen. Wer etwas mehr Zeit hat, sollte auf die ruhige und ländliche Nachbarinsel Gozo übersetzen und unterwegs eine Siesta an einem der schönen Strände halten. Trotzdem ist und bleibt Valletta aber die Hauptattraktion Maltas, die man auf jeden Fall einmal im Leben gesehen haben muss.
Von Alexandra Karle