Die erstklassigen Resorts in Mauritius sind legendär. Nur am Strand zu liegen, ist jedoch schade. Zu schön ist die Landschaft, zu viel ist zu entdecken.
Die vom Wege Abgekommene – La Traviata. Im wortwörtlichen Sinn das passende Stück für ein Opernfestival auf Mauritius. Wird doch die Insel mit ihren traumhaften Stränden, dem erstklassigen Service und der friedlichen Multi-Kulti-Gesellschaft nicht gerade mit Verdi und Co. in Verbindung gebracht. Doch der Eindruck täuscht. Mauritius verfügt über eine mehr als 200 Jahre alte Operntradition. Noch in den 1950er-Jahren gab Joan Sutherland ein Gastspiel auf Mauritius.
Der Musikliebhaber Paul Olsen wollte es nicht bei dieser ruhmreichen Vergangenheit belassen. 2009 hat der Mauritier ein internationales Opernfestival ins Leben gerufen. Nun findet die «Opera Mauritius» im September zum dritten Mal statt. Auf dem Programm steht, im J&J Auditorium in Phoenix, La Traviata – mit der mauritischen Sopranistin Véronique Zuël-Bungaroo in der Rolle der Violetta und der deutschen Sopranistin Katrin Caine als Flora. Das Orchester kommt von La Réunion, der Chor aus Mauritius.
Kulturen entdecken
Eine Tropeninsel als historischer Schauplatz für Opern – Mauritius ist voller solcher Überraschungen. So schön die Resorts auch sind – wer auf Mauritius Ferien macht, sollte auch vom Liegestuhl aufstehen und die Hotelanlage hinter sich lassen, um die Insel zu entdecken.
Das fängt schon im kleinen Dorf um die Ecke an. Auf Mauritius leben die Nachfahren von Europäern, Afrikanern, Indern und Chinesen friedlich zusammen – und alle haben ihre kulturellen Hintergründe bewahren können. Besucher, die Interesse daran zeigen, finden schnell Gesprächspartner. Die offene und herzliche Art der Einheimischen und ihr gutes Englisch und Französisch machen es leicht, mit ihnen in Kontakt zu kommen.
Geschichten lauschen
Die beste Möglichkeit, diese Vielfalt der Religionen in ihrer ganzen Pracht zu erleben, ist der Unabhängigkeitstag am 12. März, wo jede religiöse Gemeinschaft ihren Teil zum Fest beiträgt. Einen Einblick in die mauritische Seele aber gewinnt, wer bei einem Pferderennen dabei ist. Bis zu 30 000 Zuschauer versammeln sich an einem solchen Spektakel, die jeweils von Mai bis November stattfinden. Auch das hat Tradition: Der Mauritius Turf Club feiert 2012 sein 200-Jahre-Jubiläum.
Geschichte also ist allgegenwärtig, wird am schönsten im Séga erzählt, der Gesangs- und Tanzform, die ihre Wurzeln in der Musik der afrikanischen Sklaven hat. Informativer sind die zahlreichen Museen zu fast jedem Thema aus der Vergangenheit und Gegenwart Mauritius’: L’Aventure du Sucre, die Teeroute, das Briefmarken-Museum oder die Rhumerie de Chamarel. In Häusern wie dem Château de Labourdonnais aus dem Jahr 1859, das aufwendig restauriert wurde, wird der Glanz der Kolonialzeit sichtbar.
Natur erleben
Weniger glatt ist die Natur Mauritius’. An der Küste ist sie zwar, mit warmem Wasser und weichem Sand, sanft und lieblich. Ein Paradies für Taucher und Schnorchler, Surfer und Segler. Golfer finden unter den acht 18-Loch-Anlagen bestimmt einen neuen Lieblingsplatz. Im Landesinneren aber zeigt sich der vulkanische Ursprung, die zerklüftete Landschaften geformt hat. Vor allem das kühlere zentrale Hochland lädt zum Wandern, Mountainbiken oder Klettern ein. Dabei darf man auch ruhig vom Weg abkommen.
Von Stefanie Schnelli