Mauritius ist schon seit Jahren ein Highlight auf der touristischen Landkarte und für viele der Inbegriff einer Luxusdestination. Liebhaber schätzen aber vor allem die kulturelle Vielfalt der Insel.
Wo man auch hinkommt, auf Mauritius ertönt zurzeit überall die gleiche Melodie aus den Lautsprechern. Von der tropischen Küste bis ins hügelige Landesinnere, vom ruhigen Süden bis in den geschäftigen Norden verführt «La Métisse» des Mauritiers Zulu und seines in Frankreich lebenden Landsmannes Mario Ramsamy die Fans zum Mitsummen und Mitwippen. Wer zuhört, schwingt die Hüften mit der Hauptfigur des Songs, einer geheimnisvollen kreolischen Schönheit, und fühlt Lebensfreude nach.
Es sind die Urthemen von Mauritius, die der Hit, frei übersetzt «die Mischlingsfrau», zum Ausdruck bringt. Das friedliche Miteinander einer Inselbevölkerung, die Kreolen, Inder, Chinesen und Europäer sowie Menschen verschiedener sozialer Schichten vereint, der lebendige Rhythmus des Sega, die koloniale Vergangenheit und die unterschiedlichen Einflüsse, aus denen die tropische Insel mitten im Indischen Ozean ihre eigene Identität kreiert. Das Video zum Song ist ein perfekter Werbefilm für Mauritius. Er zeigt den Alltag auf der Insel, der Europäern paradiesisch vorkommt: ein Leben an bezaubernden Stränden, mit lachenden Menschen, die auf der Strasse spielen oder musizieren, um Lagerfeuer tanzen und den Hunger mit verlockenden Köstlichkeiten aus Strassenküchen vertreiben. Der Traum einer exotischen Destination mit eigenem Charakter.
Insel der Schönen und Reichen?
Tatsächlich gehört Mauritius zu den beliebtesten Destinationen für Badeferien weltweit – schon seit Jahren. Die einheimische Gruppe Beachcomber Hotels, die zu den Pionieren des mauritischen Tourismus zählt, eröffnete ihr erstes Haus im Jahr 1952. Das tropische Ambiente, die traumhaften, ruhigen Strände, die angenehme Temperatur, die das ganze Jahr über bei rund 25 Grad liegt, und vor allem auch die freundlichen Menschen, die mit ihrem Service-Standard weltweit eine Vorbildfunktion einnehmen, haben die Insel bekannt gemacht. Leisten aber konnten sich Ferien auf Mauritius lange Zeit nur die Schönen und Reichen. Auf sie konzentrierte sich die Tourismusindustrie und eröffnete ein Resort schöner und luxuriöser als das andere.
Bis heute nimmt die Anzahl der Resorts auf Mauritius immer noch zu. Kenner der Insel würden es zwar begrüssen, wenn der Bauboom langsam nachliesse. Doch für Reisende hat die steigende Konkurrenz einen grossen Vorteil: Der Preisdruck ist mitgewachsen, und auch die besten Adressen sind erschwinglicher geworden. Es gibt immer wieder Angebote, bei denen zum Beispiel die Begleitperson gratis im Hotel wohnt oder mit einer Reduktion rechnen kann. Das hat ein ausserordentlich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zur Folge. Zudem wird das Hotelangebot auf Mauritius insgesamt breiter. Es müssen nicht mehr über jedem Resort fünf Sterne strahlen, eher werden mit tieferen Kategorien bewusst auch jüngere Reisende oder Familien mit einem kleineren Budget angesprochen. Schweizer Tour Operators haben «wegen steigender Nachfrage» ihr Angebot an Ferienwohnungen in den Katalogen erhöht. Hotels wie das Long Beach ziehen junge, urbane Gäste an, die vor allem auch Spass haben wollen.
Das Augenmerk wird zwar weiterhin auf ausgezeichnete Gastronomie und hochkarätige Wellness-Anlagen gelegt, die Entspannung pur versprechen. Aber immer häufiger findet das touristische Leben auch ausserhalb der Hotelmauern statt und beschränkt sich nicht mehr nur auf die Küste. Und das ist gut so.
Spannendes Potpourri
Mauritius ist, wie der Video zum Song «La Métisse» schön darstellt, prädestiniert, um entdeckt zu werden. Alleine schon landschaftlich ist die Insel sehr abwechslungsreich. Im dünn besiedelten und touristisch noch am wenigsten erschlossenen Süden können Gäste im Black River Nationalpark und in den Bergen im Landesinneren wandern und biken. Ein anderes Highlight ist die siebenfarbige Erde von Chamarel, ein Naturphänomen, das die Hügel vulkanischen Ursprungs in roten, blauen und violett-blauen Tönen schimmern lässt.
Der Osten ist ebenfalls noch ziemlich ruhig, traditionell und ursprünglich, obwohl dort in den vergangenen Jahren viele neue Resorts entstanden sind. Die Küste ist vor allem beliebt bei Golfern. Der Norden hingegen gilt als das touristische Zentrum – mit allen Vor- und Nachteilen. Der Westen ist vor allem wegen der Halbinsel Le Morne bekannt, wo der gleichnamige Berg über die Hotelanlagen wacht. Der eindrückliche Riese hat eine traurige Geschichte aus der Zeit der Sklaverei auf dem Buckel und zählt zum UNESCO- Weltkulturerbe.
Wer das Wesen von Mauritius kennenlernen will, muss die Hauptstadt Port Louis besuchen. Bauten aus der Kolonialzeit stehen dort neben China Town; der alte Markt, der seit 1828 am gleichen Ort stattfindet, wird ergänzt mit modernen Boutiquen und Restaurants an der Caudan Waterfront. Teure Restaurants locken ebenso wie kleine Beizli mit kreolischen Spezialitäten. An quirligen Strassenständen mit lokalen Snacks, Buddhastatuen und Getränken wird auch Nespresso-Kaffee zum Mitnehmen verkauft.
Traditionelles und Modernes vermischt sich auf Mauritius wie selbstverständlich und Reisende können unbesorgt in diese Welt eintauchen. Auch ein Schwätzchen mit den Einheimischen ist leicht möglich, da die meisten neben kreolisch und französisch auch englisch sprechen. Immer mehr Touristen brechen darum zu einer Rundreise im Mietwagen auf. Das hat neben den tollen Erlebnissen und den Begegnungen mit den Einheimischen den Vorteil, dass man sich auch bei den Hotels nicht auf eines beschränken muss.
Ein Zilwa werden
Die Resorts haben das Bedürfnis vieler Gäste erkannt, die etwas von der Insel und der Kultur des Landes kennenlernen möchten. Viele bieten Touren an oder öffnen die Türen für einheimische Künstler, Sega-Tänzer oder Köche. Ein schönes Beispiel dafür ist das Zilwa Attitude, das seine Tore Ende 2013 öffnete und ein komplett mauritisches Erlebnis bietet. Musik, Essen und Schätze wie eine Sonnenuntergangscruise mit einem traditionellen Holzboot oder eine Kreolischlektion sollen die Besucher zu richtigen Inselbewohnern, eben Zilwas, machen. Im äusserst edlen St. Regis Resort in Le Morne, das seine Türen 2012 öffnete, wohnen die Gäste in Villen im Kolonialstil. In den sechs Restaurants wird aber auch indische, asiatische und internationale Küche serviert. Das Sugar Beach, eines der renommiertesten Hotels auf Mauritius, baut ebenfalls auf die Vergangenheit. Die Anlage, vor Kurzem komplett renoviert, ist einer kreolischen Zuckerrohrplangate nachempfunden. Auch in Zukunft wird auf Mauritius hoffentlich gemischt und kombiniert, Altes mit Neuem, Lokales mit Fremdem, Traditionelles mit Modernem. Wie Zulu und Mario Ramsamy singen: Es gibt keine Grenzen, wir haben die Freude und die Freiheit, alle Farben des Lebens zu mischen.
«La Métisse» von Zulu und Mario Ramsamy ist auf youtube.com zu finden.
von Stefanie Schnelli