Mit der Mein Schiff 4 hat Tui Cruises den zweiten Neubau innerhalb eines Jahres getauft. Die Reederei trifft mit ihren Wohlfühlschiffen den Nerv der Zeit und schreibt eine Erfolgsgeschichte.
Manche Paare passen einfach zusammen. Ein solcher «perfect match» ist Tui Cruises vor Kurzem gelungen. Für das jüngste Schiff der Flotte, die Mein Schiff 4, konnte Franziska van Almsick als Taufpatin gewonnen werden. Zwölf Meter hoch war dieses Mal das Podest des deutschen Schwimmstars, mit dem sie am Bug des Schiffes in die Höhe gehoben wurde. In einem 15 Meter langen Rock schwebte sie in der Luft und liess die Champagner-Flasche an der Schiffswand zerspringen. Die ehemalige Schwimmerin und mehrfache Weltmeisterin sprach den Taufspruch für das jüngste deutsche Kreuzfahrtschiff einer Reederei, die gerade eindrücklich Erfolgsgeschichte schreibt.
Tui Cruises wurde 2008 als Joint Venture der Tui AG und des Kreuzfahrtenunternehmens Royal Caribbean Cruises Ltd. gegründet. Mit der Mein Schiff 4 wurde Anfang Juni das vierte Schiff der Flotte und der zweite Neubau von Tui Cruises getauft. Und es geht im gleichen Tempo weiter: Mein Schiff 5 folgt 2016, Mein Schiff 6 wird 2017 erwartet. Nummer 7 und 8 sind ebenfalls bereits bestellt. Ein rasantes Wachstum, wenn man bedenkt, dass die Schiffe alleine auf den deutschsprachigen Raum ausgerichtet sind.
«Mit ihrem Konzept der sogenannten Wohlfühlschiffe hat Tui Cruises den Nerv der Zeit getroffen und im deutschsprachigen Kreuzfahrtenmarkt eine stark nachgefragte neue Produktkategorie eingeführt», begründet der Schifffahrtanalyst und Kreuzfahrtexperte Thomas P. Illes den Erfolg. Und auch in der Schweiz scheint die Strategie von Tui Cruises aufzugehen, wie Cornelia Gemperle, General Manager von Kuoni Cruises, bestätigt: «Wir haben immer mehr Kunden, die ihre Ferien auf einem Tui-Schiff verbringen möchten. Allgemein stellen wir ein Wachstum bei deutschen Reedereien fest. Früher haben Schweizer eher noch einen Bogen um rein deutschsprachige Schiffe gemacht.»
Das dürfte sich mit der Mein Schiff 4 definitiv ändern. Cornelia Gemperle ist begeistert: «Man hat viel Platz zur Verfügung und dank grossen Fenstern viel Tageslicht, das Essen ist hervorragend, die Infrastruktur qualitativ hochstehend und das Preis-Leistungs-Verhältnis top.
Rekordpool und grünes Engagement
Während die ersten beiden Schiffe der Tui-Flotte von Celebrity Cruises übernommen wurden, sind die Mein Schiff 4 wie auch die Mein Schiff 3 Neubauten. Die beiden Schwestern sind nahezu baugleich. Mit Platz für rund 2500 Passagiere sind sie zwar grösser als ihre Vorgängerinnen, im Vergleich zu den Megaschiffsneubauten anderer Reedereien aber überschaubarer. Die Wellness- und Sportbereiche hat Tui Cruises bei den Neubauten grösser gestaltet als bisher, und auch das Angebot für Kinder und Teenager ist gewachsen. Obwohl an Bord der Mein Schiff-Flotte mehr auf Entschleunigung statt Action, Daueranimation und Nervenkitzel gesetzt wird, gibt es einige Rekorde und Neuerungen: Ein Highlight ist zum Beispiel der sogenannte Diamant, eine 167 Quadratmeter grosse Glasfassade am Heck des Schiffes, die sich über zwei Decks erstreckt. Zudem verfügen Mein Schiff 3 und 4 als einzige Kreuzfahrtschiffe über einen 25 Meter langen Pool. Auch das Klanghaus, eine kammermusikalische Philharmonie, ist ein Novum. Und ein im Zuge der Umweltdebatte willkommener Rekord der etwas anderen Art: Mein Schiff 3 und 4 sind dank einer Kombination von Abgaswaschanlage, einem sogenannten Scrubber, und Katalysator sowie verschiedenen Energiespar- und Nachhaltigkeitsmassnahmen die zurzeit umweltfreundlichsten Kreuzfahrtschiffe.
Pionier war Tui Cruises laut Kreuzfahrtexperte Thomas P. Illes aber auch, was die modern-schnörkellose, hochklassige Inneneinrichtung und das Konzept betrifft. «Nach der amerikanischen Celebrity Cruises mit ihrer wegweisenden Solstice-Klasse waren Tui Cruises die ersten, die hierzulande so konsequent auf ein urban-modernes, skandinavisches, klares Design setzten, das sich von den bunten und schrillen Las-Vegas-Welten manch anderer Kreuzfahrtschiffe abhebt.» Dieser dezentere, ruhigere Stil prägt auch das Bordleben. Halsbrecherische Kletterwände, spektakuläre Wasserrutschen und schrille Shows findet man bei Tui Cruises nicht. Dafür Mountainbikes für die Landausflüge, Innenpools (Mein Schiff 3 und 4), schöne Aussendecks, einen Jogging Track, einen Sportplatz mit LED-Leinwand und qualitativ hochwertige Fitnessbereiche. «Die Devise lautet: Weniger ist mehr», bringt Illes das innovative Wohlfühlkonzept auf den Punkt: Wellness und Wohlbefinden wird gross geschrieben, die Kombination von Entschleunigung und Entspannung bei gleichzeitig aktivem Bordleben für alle, die das möchten, sind die wichtigen Stichworte.
Relaxt ist auch das Premium-Alles-Inklusive-Konzept. Zwar sind die Tagespreise im Vergleich zu anderen Reedereien im Volumensegment höher, doch ist vieles bereits inkludiert, wofür man andernorts separat bezahlen muss. «Diese Preistransparenz entspricht einem immer grösser werdenden Bedürfnis der Reisenden», sagt Illes. «Man kann durchaus eine schöne Woche verbringen, ohne einen Franken Zusatzkosten zu bezahlen.» Nur wer Spezialitätenrestaurants besucht, spezielle Kaffeekreationen wünscht oder statt dem – laut Illes «eher bescheidenen» – Hauswein lieber den persönlichen Lieblingstropfen kredenzt, muss zusätzlich bezahlen. Für Trinkgelder und eine schöne Auswahl an Drinks an der Bar ist gesorgt. Damit ist Tui Cruises gemäss Illes eine im Volumensegment schwierige Gratwanderung zwischen Wirtschaftlichkeit und Premiumanspruch gelungen.
Legere Atmosphäre
In den Restaurants gibt es keine fixen Tischzeiten und es wird überall – im Gegensatz etwa zu Aida – serviert. Die Atmosphäre an Bord ist leger und ungezwungen, trotzdem wird Wert auf guten, persönlichen Service gelegt. Nach Meinung von Illes schwächelt dieser in gewissen Schiffsbereichen wie zum Beispiel den Hauptrestaurants zuweilen noch etwas, sei ansonsten aber einwandfrei bis hervorragend. Und Gemperle fügt an. «Ich empfehle Tui Cruises trendbewussten Personen, jungen Paaren, Singles, und Familien.» Weil deutsch gesprochen wird, sind die Schiffe auch geeignet für Kunden die kein Englisch verstehen.
Während Mein Schiff 3 in diesem Jahr vor allem im Mittelmeer unterwegs ist, startet die Mein Schiff 4 ab Kiel in die Ostsee mit Baltikum sowie ins Nordland. Im Winter wird sie zwischen den Kanaren, Madeira und Marokko unterwegs sein. Und mit der Expansion der Flotte dürften immer variantenreichere Routen dazukommen. So wird die Erfolgswelle wohl nicht so schnell abebben.
Von Stefanie Schnelli, Bild: Tui Cruises