Im Montafon hat ein kleines Dorf selbständig ein Tourismusprojekt auf die Beine gestellt: die Bewohner haben eigenhändig einen Rundwanderweg angelegt, der Besuchern Einblicke ins Leben im Bergdorf gibt.
Ein Tal, elf Dörfer, viel Natur: Wer ins Montafon in Vorarlberg reist, findet Platz, frische Luft und eine herrliche Ruhe. 39 Kilometer weit zieht sich das Tal in die Landschaft, an seinen Hängen thronen hübsche Ortschaften, kleine Weiler und Maiensässe. Das kleinste und gleichzeitig höchstgelegenste Dorf des Montafon ist Gargellen. Es liegt zuhinterst im Tal, abgelegen, auf rund 1400 Meter über Meer. Etwa 70 Menschen wohnen hier noch das ganze Jahr über. Sie haben im Tal den Ruf, stark zusammenzuhalten und eine gute Gemeinschaft zu bilden. Das müssen sie auch, sind sie doch immer wieder einmal auf sich alleine gestellt, so hoch oben am Berg. Ihrem Ruf alle Ehren haben die Bewohner von Gargellen mit einem neuen Projekt gemacht: dem Rundwanderweg Gargellner Fenster.
Uralte Wälder und Schmugglerpfade
Als Gargellner Fenster sind eigentlich die aussergewöhnlichen Gesteinsfenster bekannt; markante helle Kalksteinfelsen, die aufzeigen, wie die Region geologisch entstanden ist. Nun haben die Gargellner ihr natürliches Angebot um ein kulturelles erweitert und bieten aufschlussreiche Ein- und Ausblicke in ihr Leben im Bergdorf und seine Herausforderungen.
An fünf Gemeinschaftsaktionen haben Jung und Alt zusammen angepackt. Es wurden Bäume gefällt, Steine weggeschleppt, Sitzbänke aufgestellt und Sichtfenster geschaffen. Entstanden ist ein schöner Weg, der Gäste einlädt, loszulaufen, der Spur durch Wald und Wiesen zu folgen, immer wieder Platz zu nehmen, die Natur und die schöne Aussicht zu geniessen und in der Alphütte unterwegs einzukehren. 13 «Fenster» mit Informationstafeln erzählen alte Geschichten oder interessante Fakten zur Natur und den Menschen, die schon seit Jahrhunderten auf diesem Flecken Erde in der Grenzregion zur Schweiz leben. Gargellen war wegen eines alten Saumpfades über das Schlappiner Joch schon früh von Bedeutung. Schmugglergeschichten inklusive.
An Maiensässen vorbei
Die sieben Kilometer lange Rundwanderung startet im Dorf und ist einfach begehbar. Der Weg führt an tosenden Gebirgsbächen, uralten Bäumen und traditionellen Maiensässen vorbei. Wer möchte, kann einen lokalen Wanderführer engagieren. Nötig ist das nicht; die Strecke ist gut ausgeschildert, dafür haben die Gargellner höchstpersönlich gesorgt. Sie sind bekannt für ihre Gastfreundschaft. Gargellen ist ein Luftkurort, Einheimische und Besucher haben sich hier schon immer an die gleichen Tische gesetzt und ins Gespräch gefunden. Darum gehen die Gargellner auch selbstbewusst ihren eigenen Weg in die touristische Zukunft. Ganz nach dem Motto: «Wenns üs gfallt, wirds am Gascht scho oh gfalla».
Text: Stefanie Schnelli
Informationen: montafon.at/gargellner-fenster