Wer kleinere, exquisite Museen mag, wird die «Neue Galerie» in New York lieben. Sie lockt mit Kunst und Design des frühen 20. Jahrhunderts – und einem wunderschönen Café.
Guggenheim Museum, Museum of Modern Art, Metropolitan Museum of Art: Diese drei Institutionen sind feste Bestandteile vieler New-York-Reisen. Für das Erkunden anderer Museen fehlen oft die Zeit und Energie. Das ist schade. Denn es gibt in New York weitere Kunstmuseen, deren Besuch ebenso lohnend ist. Zu ihnen gehört die «Neue Galerie». Ein kleines, feines Museum, das sich in einer prächtigen neoklassizistischen Stadtvilla an der Museum Mile entlang des Central Park befindet, in unmittelbarer Nähe zum Metropolitan Museum of Art.
«Neue Galerie» ist nicht etwa die deutsche Übersetzung des Museumsnamens, das Haus heisst auch für Englischsprachige so. Der deutsche Name ist Programm: Die «Neue Galerie» zeigt Kunst und Design des frühen 20. Jahrhunderts aus Österreich und Deutschland. Gegründet wurde sie vom Unternehmer Ronald Lauder. Die ausgestellten Werke, die zum Teil aus Lauders Privatbesitz stammen, wurden von Künstlern mit klingenden Namen geschaffen. So schmücken Gemälde und Arbeiten von Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Egon Schiele, Max Beckmann und Ernst Ludwig Kirchner die Wände. Zudem sind Skulpturen, Schmuck und Möbel renommierter Designer, etwa aus der Wiener Werkstätte und dem Bauhaus, zu bewundern.
Ein Genuss ist bereits der Eintritt ins Museum. Das elegante Entrée ist zwei Stockwerke hoch, eine geschwungene Treppe führt hinauf in die repräsentativen Räume im ersten Geschoss. Dort beginnt der Rundgang durch die Sammlung mit einem Paukenschlag: In einem lichtdurchfluteten herrschaftlichen Salon hängen mehrere von Gustav Klimts grossformatigen Frauenporträts. Darunter befindet sich auch eines seiner bekanntesten Werke: Adele Bloch-Bauer I, in dem die Porträtierte in einer Wolke aus goldenen, silbernen und farbigen Dekorationselementen zu schweben scheint.
In den kleineren Räumen im dritten Stock organisiert das Museum hochkarätige Wechselausstellungen zur Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. So war hier auch schon der Schweizer Ferdinand Hodler zu Gast. Noch bis Mai 2017 sind die farbenprächtigen Köpfe und Landschaften des russisch-deutschen Expressionisten Alexei von Jawlensky zu sehen, Ende Juni folgt eine Ausstellung über den österreichischen Maler Richard Gerstl.
Wer sich nach dem Kunsterlebnis mit Kaffee und Kuchen stärken möchte, ist am besten aller möglichen Orte. Im Erdgeschoss findet sich – nebst einem edlen Museums-Shop – das Café Sabarsky: ein Wiener Café, wie es im Buch steht. Hier werden österreichische Gerichte serviert. Besonders verlockend ist das riesige Kuchen-Buffet, auf dem weder Sachertorte noch Apfelstrudel fehlen. Dazu schmeckt ein kleiner oder grosser Brauner.
Neue Galerie, 1048 Fifth Avenue (at 86th Street), New York.
www.neuegalerie.org
Von Regula Weyermann