Ein fein abgestimmtes Orchester begnadeter Gastgeber zelebriert im Peninsula Hongkong die hohe Kunst der asiatischen Gastfreundschaft. Die Bilder der amerikanischen Starfotografin Annie Leibovitz sind eine Hommage an die Angestellten des Hotels.
Das Peninsula Hongkong ist eine Ikone der asiatischen Hotellerie. Nur gerade das Oriental in Bangkok oder das Raffles in Singapur können auf eine ähnlich reiche Geschichte zurückblicken. Bereits bei der Eröffnung 1928 galt die legendäre Hongkonger Grande Dame als «feinstes und bestes Hotel östlich des Suezkanals». Dank seinem glamourösen Publikumsmix erlangte das Peninsula in den fünfziger Jahren Weltruhm. Vor allem die Eingangshalle wandelte sich von einer ruhigen Tea-Lounge zur lebendigen «Crossroad of the East» – der Kreuzung des Ostens –, wie es auf dem Zuckerwürfelpapier noch heute heisst. Der Faszination der grossen weiten asiatischen Glamourwelt kann sich der Gast auch heute kaum entziehen. Wer hier wohnt, taucht ein in Geschichte und Luxus. Und schnell wird klar, worin die Magie des Hauses begründet ist. Ob in den Restaurants, den legendären Bars oder im Spa: Überall hat man den Eindruck, willkommen zu sein. Die Mitarbeitenden des Hotels interpretieren ihren Job mit Charme und Professionalität. Nie anbiedernd, sondern gepflegt und mit respektvoller Distanz, aber gleichwohl sehr herzlich. Die Mannschaft wirkt wie ein gut gestimmtes Orchester, dessen Musik Geborgenheit und Wärme ausstrahlt. Die Message: «We are family.» Dieses einladende Ambiente hatte auch die amerikanische Starfotografin Annie Leibovitz erfahren, als sie vor einigen Jahren den Auftrag bekam, das Peninsula zu fotografieren. Vom Engagement und der Gastfreundschaft der «Peninsulaner» berührt, setzte sie die Mitarbeitenden in den Mittelpunkt ihres Werkes.
Entscheidend zur Unternehmenskultur im Peninsula beigetragen haben Schweizer Hoteliers: Von 1928 bis 2004 standen ausschliesslich Direktoren aus unserem Land an der Spitze des Luxushauses. Die Hotelfachschule Lausanne spielte dabei als Quelle und Ausbildungsstätte talentierter Führungskräfte eine wichtige Rolle. Der letzte Schweizer General Manager im Hongkonger Stammhaus, Peter C. Borer, wurde 2004 zum COO aller zehn Peninsula Hotels (Hongkong, Shanghai, Beijing, Tokio, Bangkok, Manila, New York, Chicago, Beverly Hills und Paris) befördert.
Auch die aktuelle Direktorin, Rainy Chain, eine überaus attraktive Hongkong-Chinesin voller Esprit und Humor, hat einen Bezug zur Schweiz. Mit einem Augenzwinkern erzählt sie, wie sie als junges Mädchen ihrem Schweizer Freund mit dem Reiskocher im Gepäck nach Zürich folgte. Noch immer lacht sie Tränen, wenn sie sich daran erinnert, wie sie die Mutter des Freundes brüskierte, als sie zum Abendessen ihre Kochutensilien mitbrachte, um den eigenen Reis zuzubereiten. Schweizer Bürger spielten übrigens auch in den Küchen des Peninsula eine grosse Rolle. Unvergessen ist etwa die Zeit, als André Jaeger in Hongkong wirkte. Ohne seine kreativen Jahre im Peninsula hätte der spätere 19-Punkte-Kochkünstler seine euroasiatische Fusionsküche wohl nie entwickelt. Mit Florian Trento als Chef Food & Beverage findet die Tradition schweizerischer Spitzenköche auch heute ihre Fortsetzung.
Nicht weniger bemerkenswert sind die zahlreichen langjährigen Arbeitsverhältnisse. Peter Borer, der 63-jährige Glarner COO, trat beispielsweise 1981 (!) in die Gruppe ein. Zu den treusten Angestellten gehört auch Johnny Chung Kam Hung, der legendäre Bartender des Hotels. Schon dessen Vater war im Peninsula tätig. Johnny, immerhin 75 Jahre alt und seit 1957 im Dienst, kann sich noch immer nicht vorstellen, mit der Arbeit aufzuhören. Eine unvergessliche Begegnung erlebte er mit dem Schauspieler Clark Gable: Als dieser einen Screwdriver bestellte, wusste Johnny nicht, was sein berühmtes Gegenüber mit einem Schraubenzieher im Sinn hatte. Also begann Clark Gable, das Rezept mit Wodka und Orangensaft zu erklären und führte damit den Screwdriver in Hongkong ein.
Ein weiterer langjähriger Mitarbeiter ist in der Garage des Hotels anzutreffen. Für Autofans hat Martin Oxley den wahrscheinlich schönsten Job der Welt. Seit mehr als 20 Jahren ist er im Peninsula Hongkong für die Rolls-Royce-Flotte verantwortlich. Vor seinem Engagement in Hongkong sorgte er dafür, dass die edlen Rolls-Royce und Bentleys des englischen Königshauses in tadellosem Zustand waren. Mit den damals neun (heute sind es 15) Rolls Royce des Peninsula konnte es die englische Königin dann allerdings nicht aufnehmen. Verständlich also, dass Martin Oxley 1995 dem Ruf nach Hongkong folgte.
Text Markus Weber, Bilder Annie Leibovitz