Das Bundesland Rheinland-Pfalz ist dank seines Weines, der Kulinarik und einer wunderbaren Landschaft als Genussregion bekannt. Doch es lohnt sich, auch in die reiche Kultur der Städte einzutauchen.
Vier Unesco-Weltkulturerbestätten hat das deutsche Bundesland Rheinland-Pfalz bereits, bald dürfte eine fünfte dazukommen: die SchUM-Städte. Das Akronym setzt sich zusammen aus den mittelalterlichen, hebräischen Städtenamen von Speyer, Worms und Mainz, ist aber weit mehr als eine Abkürzung: SchUM steht für den Verbund der drei im Mittelalter europaweit bedeutenden jüdischen Gemeinden. Von hier aus wurde die Architektur, Kultur, Religion und Rechtsprechung des mittel- und osteuropäischen Judentums massgeblich beeinflusst. Spuren dieses Erbes sind bis heute sichtbar – in Form von Synagogen, Friedhöfen und Ritualbädern. Sie bilden den Kern des Antrages bei der Unesco.
Die Region Rheinland-Pfalz ist bekannt für ihren Wein und ihre Kulinarik-Tradition, für die sanften Hügel und wunderschönen Flusstäler. Eine Genussregion mit geselligen Menschen und vielen Festen. Dieses Jahr wird das leibliche Wohl noch mehr gefeiert als sonst schon: Im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 finden unter dem Motto «Zu Tisch! Mehr als 2000 Jahre Genusskultur in Rheinland-Pfalz» zahlreiche kulinarische Veranstaltungen statt. Das Angebot reicht von Erlebnistagen über Genussmärkte bis zu originalgetreuen Tafelpräsentationen und Essen an historischen Originalschauplätzen. Mit Letzterem ist Rheinland-Pfalz reich gesegnet. Die Region ist historisch höchst interessant und birgt neben den schmackhaften auch viele kulturelle Schätze. Zwischen Rhein und Mosel haben sich früh bedeutende Städte entwickelt, die Besucher nicht nur mit Wein, Sauerbraten und Dibbelabbes verführen, sondern auch mit Geschichte und Geschichten. Die touristisch wichtigsten von ihnen – Mainz, Trier, Koblenz, Speyer, Worms und Idar-Oberstein – nennen sich gemeinsam «Romantic Cities».
Die Älteste im Bunde und zugleich älteste Stadt Deutschlands ist Trier. Das römische Stadttor, die Porta Nigra, prägt ihr Antlitz bis heute. 2018 stehen aber weniger die Römer als der wohl bekannteste Mann der Stadt im Fokus: Karl Marx. Er wurde 1818 in Trier geboren. Auch Mainz, Hauptstadt des Bundeslandes, hat einen bekannten Sohn und ein Jubiläum zu feiern: 2018 ist der 550. Todestag von Johannes Gutenberg. Worms, sagenumwoben durch das Nibelungenlied, hat immerhin einen einflussreichen Gast vorzuweisen: Reformator Martin Luther verteidigte hier seine Thesen vor Kaiser Karl V., was Worms auch das grösste Reformationsdenkmal der Welt einbrachte. In Koblenz fliessen Mosel und Rhein zusammen, was Kaiser und Könige, Römer, Ritter und Romantiker verzaubert – und heute die Besucher der hübschen Stadt. Von Speyer bleibt Gästen zum Beispiel der eindrückliche Kaiserdom in Erinnerung. Der grösste Schatz Idar-Obersteins hingegen stammt von unter der Erde: Lange wurden hier Edelsteine abgebaut und verarbeitet. Sie verleihen der Stadt einen besonderen Glanz.
Bild: Dominik Ketz/RPT