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Die Meldung hatte etwas Unwirkliches. Es war als würde ein lange gehegter Menschheitstraum in Erfüllung gehen. Forscher der ETH Zürich haben eine bahnbrechende Technologie entwickelt, die aus Sonnenlicht und Luft flüssige Treibstoffe herstellen kann. CO2-neutrale synthetische Treibstoffe sind nicht nur für Flugindustrie und Schifffahrt von epochaler Bedeutung, sondern genauso für den Individualverkehr – ungeachtet der Ausfahrt in Richtung Elektromobilität, in welche die Automobilbranche bereits abgebogen ist. Man stelle sich vor: Schiffe, Flugzeuge, Autos – alle klimafreundlich unterwegs! Ob das Bashing gegen diese Verkehrsmittel dann ein Ende hätte? Freilich, die Ausgestaltung des künftigen Verkehrs hängt nicht nur von der Energiefrage ab, noch stärker wird ihr die Digitalisierung den Stempel aufdrücken.
Der neue Mobilfunkstandard 5G revolutioniert nicht nur die Telekommunikation, sondern die gesamte Mobilität. Dank der Möglichkeit, viel grössere Datenmengen in Echtzeit zu verarbeiten, wird 5G auch die Entwicklung von selbstfahrenden Autos weiter vorantreiben. Sharing Mobility heisst das Zauberwort. Dabei sollen Ressourcen im Individualverkehr schonender und effizienter eingesetzt werden. Die Kernidee: Ein von Algorithmen gesteuertes System mit autonom fahrenden, jedermann zugänglichen Fortbewegungsmitteln als Teil des öffentlichen Verkehrs. So wie heute Züge, Flugzeuge, Busse. Auch ferngesteuerte Taxi-Drohnen sind auf dieser Plattform denkbar. Die Schlacht zwischen Silicon Valley und Peking um technische Standards hat längst begonnen. Gut möglich, dass die Automobilindustrie zwischen chinesischen und amerikanischen Tech-Giganten zerrieben wird und ihr künftig nur noch eine Zulieferfunktion zukommt. Und für uns «Auto-Piloten» könnte dies dereinst bedeuten: Wir stehen zwar nicht mehr im Stau, dafür sind wir im wahrsten Sinne des Wortes fremdgesteuert: Der «Homo smartphonensis» on- und offline fest im Griff – ob vom Silicon Valley oder von Peking, spielt da keine Rolle mehr. Schöne neue Welt.
Was können wir tun, um uns vor Überwachungsgelüsten und Herrschaftsphantasien belauschender Technologie-Giganten und Staaten zu schützen? Das Smartphone in den See werfen? Alle Social-Media-Accounts löschen? Auf das Internet verzichten? Und auch künftig selbst Auto fahren statt auf selbstfahrende Autos zu setzen? Natürlich hat die Digitalisierung gewaltige Vorteile. Auch die Produktion unseres Magazins wäre ohne sie nicht mehr denkbar. Aber falsch ist es bestimmt nicht, private Lebensbereiche wieder vermehrt ohne smarte Technologie zu gestalten und Herausforderungen mit dem eigenen Kopf anzugehen. Ein guter Anfang dazu: Digitale Detoxferien mit Baghira im Yala-Nationalpark in Sri Lanka. Vielleicht führt uns der weise schwarze Panther, wie er es mit Mogli gemacht hat, aus dem Dickicht des (digitalen) Dschungels hinaus.
Text Markus Weber