Die monegassische Luxusreederei Silversea Cruises hat mit der Silver Muse ihren ersten Neubau seit sieben Jahren getauft. Das 300 Millionen Euro-Schiff wartet mit neuen Konzepten auf.
Das Bild bei der Taufe für die Silver Muse in Monte Carlo im April löste ein Schmunzeln aus und war rührend zugleich: Taufpatin Constanza Lefebvre D’Ovidio de Cluniers, die zierliche 17-jährige Tochter des Silversea-Inhabers und Vorstandsvorsitzenden Manfredi, verschwand bei ihrer Ansprache fast im Jackett ihres Vaters. Wegen aufkommenden Regens und sinkender Temperaturen hatte er ihr das Kleidungsstück schützend über die Schultern gelegt. Schon die Einladung für den Event der monegassischen Luxusreederei war nobel: Vor der Reise verschickte Silversea mit den Reiseunterlagen ein 90-seitiges Buch in silbergrauem Design, auf jeden Gast personalisiert. Der Empfänger fand darin die Lage seiner Suite, die wichtigsten Informationen zu Wohnen, Restaurants und Spa sowie den buchbaren Landausflügen.
Die Silver Muse ist grösser (40 700 BRZ) und fast zwanzig Meter länger (213 Meter) als ihre «kleine» Schwester Silver Spirit, trotzdem ist sie schon in den Aussenlinien deutlich schnittiger und eleganter. Um die maximal 596 Passagiere kümmern sich 411 Crewmitglieder. Im Gegensatz zu dem etwas dunkleren Innendesign der Silver Spirit kommt das neue Flaggschiff mit hellen und modernen Farben daher – und etlichen wirklich sehr schön gestalteten Innenbereichen.
Der erste Eindruck auf dem Schiff ist allerdings kein atemberaubendes hohes Atrium, sondern ein Rezeptionsbereich mit einer scheinbar endlos langen Lounge (Dolce Vita). Sie wurde von einigen Gästen wenig respektvoll als Flughafen-Wartesaal der Luxusklasse bezeichnet. Die wahren Werte der Silver Muse liegen in der Tat woanders. Im modernen Theater zum Beispiel, das mit seiner LED-Decke die verschiedensten Farbtöne und Ambiancen kreieren kann. Oder bei den grossen Aussenflächen in Teakholz, vor allem am Heck, die immer wieder mit anderen Liegemöbeln, Minipools oder bequemen Sesseln überraschen. Auch der Aussenbereich auf Deck 8 – der Connoisseur’s Corner in Rottönen mit Zigarrenhumidor und alten Cognacs, ist äusserst gelungen. Ebenfalls erwähnenswert ist das neue Arts Café, eine Art Marktplatz mit Sitzecken, schweren Sesseln, Kunstwerken, Spielen und einer kleinen Bar mit Theke, an der ganztägig kleine Snacks der feinsten Art angeboten werden. Nicht weniger als drei Küchenmitarbeiter kümmern sich allein um die Zubereitung dieser Köstlichkeiten.
Silversea bietet auch auf der Silver Muse ausschliesslich Suiten an. Sie liegen im vorderen Bereich des Schiffes und sind zwischen 30 und rund 130 Quadratmeter gross, verfügen alle über private Balkone und Teakholz-Veranden, einen begehbaren Kleiderschrank und zwei TV-Screens. Geschmackvolle, helle Töne bestimmen das Design, die Badezimmer sind marmorgetäfelt. Das hauseigene TV-Enterainmentprogramm ist auf dem neusten technischen Stand: Landausflüge können gebucht und Rechnungen eingesehen werden, dazu gibt es eine umfangreiche kostenlose Auswahl von Filmen. In allen Suitenkategorien kümmern sich Butler um die Gäste – vom Reinigen der abgelegten Brillen bis zur Reservierung der Restaurants. Der Service ist liebevoll bis ins Detail.
Das kulinarische Angebot auf der Silver Muse ist sicher eines der grössten auf Luxus-Kreuzfahrtschiffen. In nicht weniger als acht Restaurants werden 26 verschiedene Menüs angeboten, daneben gibt es einen 24-stündigen Roomservice. Silversea Corporate-Chef Richard Weichbold: «Wir haben für dieses Schiff ein völlig neues Konzept der kulinarischen Vielfalt entwickelt.» Hierfür arbeiten 76 Köche und Küchenmitarbeiter sowie 2 Nachtchefs. Vier der acht Restaurants liegen sich auf Deck 4 um einen gemeinsamen Eingangsbereich gegenüber, darunter die beiden Zuzahlrestaurants «La Dame» (Kooperation Relais et Châteaux) und «Kaiseki» für asiatische Spezialitäten. Das Hauptrestaurant «Atlantide» bietet Fleisch- und Fischspezialitäten, das schön gestylte «Indochine» eine Reise durch Indochinas Küche. Im « La Terrazza» gibt es italienische Gerichte, hier werden morgens und mittags Buffets angerichtet. Neben den zwei Open-Air-Restaurants ist besonders das «Silver Note» zu empfehlen, in dem ein exzellentes Jazz- Duo aus Südafrika das Essen musikalisch begleitet. Ein grosszügiger Spa- und Fitnessbereich sowie musikalische Shows runden das Angebot der SilverMuse ab.
Von Michael Wolf