Die «Silver Shadow» zählt zu den feinsten Kreuzfahrtschiffen der Weltmeere. Auf einer Reise von Singapur nach Yangon beweist sie ihre Klasse.
Als wir nach unserem dreitägigen Landausflug in Myanmar wieder in den Hafen von Yangon zurückkehren, fühlen wir uns wie im Film: Stramm in Reih und Glied und schick in Frack und Fliege erwarten uns die Butler der «Silver Shadow» mit einer Delegation von Schiffsoffizieren. Das Bild erinnert an einen Staatsempfang. Die Regisseure der Silversea Cruises, so viel steht fest, inszenieren gekonnt. Und natürlich versuchen wir die Rolle der distinguierten Gäste ebenso cool zu interpretieren, schreiten die Garde ab, schütteln so lange Hände, bis der persönliche Butler aus den Reihen tritt, um uns die Taschen abzunehmen.
Der Stopp in Myanmar ist der Höhepunkt unserer Kreuzfahrt von Singapur nach Yangon und zurück. Unvergesslich der Ausflug auf den höchsten Tempel Bagans, magisch der Moment, als sich Hunderte von Pagoden im Gegenlicht der aufgehenden Sonne entschleiern. Nicht minder fantastisch ist der Kuthodaw-Tempel in Mandalay. Er stammt aus dem Jahr 1857 und enthält das grösste Buch der Welt: Auf riesigen Platten haben Steinmetze über sieben Jahre hinweg die gesamte Lehre des Theravada-Buddhismus in 729 Schreinen verewigt. Das Zentrum der beeindruckenden Tempelanlage ist der weltbekannten Shwedagon-Pagode in Yangon nachempfunden worden.
Viel Platz für wenige Passagiere
Die «Silver Shadow» gehört zu Silversea Cruises. Die Reederei ist bekannt für ihre sorgfältig ausgewählten Routen und Landprogramme. Aussergewöhnlich dabei ist, dass Silversea Cruises an gewissen Häfen wie beispielsweise in Yangon mehrere Tage ankert. Angenehm, dass sämtliche Landausflüge individuell organisiert werden können. Das hohe Niveau an Bord steht der Qualität der Landgänge in nichts nach. Im Gegensatz zu den schwimmenden Wolkenkratzern, die wenig Platz für viele Passagiere bieten, offeriert die «Silver Shadow» viel Raum für wenige Gäste. Mit einer Kapazität von maximal 390 Passagieren ist das Schiff klein und fein. Die Suiten dagegen sind gross (mindestens 27 m2) und elegant eingerichtet. Alle Schiffe von Silversea Cruises sind Mitglied von Relais & Châteaux, was Gastlichkeit auf höchstem Niveau verspricht. Vom italienischen Espresso über das australische Angus Beef bis zum edlen Sassicaia und der anschliessenden Cohiba: In den vier Restaurants und der Smoking Lounge ist alles auf Qualität ausgelegt.
Auf der «Silver Shadow» ist neben allen Mahlzeiten auch eine beachtliche Auswahl von guten Weinen im Preis inbegriffen. Wer Premier Grand Crus aus dem Bordeaux oder grosse Namen aus dem Piemont und der Toskana bevorzugt, wird ebenfalls nicht enttäuscht. Die vielseitige Weinkarte mit den nicht inbegriffenen Spitzengewächsen aus der neuen und alten Welt lockt mit vergleichsweise vernünftigen Preisen.
Auch die Smoking Lounge mit ihrem gut ausgestatteten Humidor mit Cigarren aus Kuba ist ein Magnet. Vor allem bei den amerikanischen Gästen, die neben den Reisenden aus Australien die Mehrheit der Passagiere auf dem Schiff bilden. Eine Robusto von Cohiba kostet nicht mal 20 Dollar. Kein Wunder, dass sich viele US-Gäste kistenweise mit kubanischen Cigarren eindecken, nicht ohne aber die verdächtigen Bauchbinden zum Verschwinden zu bringen oder sie gegen weniger verfängliche Labels, beispielsweise aus der Dominikanischen Republik, zu ersetzen. Man will ja bei der Einreise ins eigene Land wegen Fidels unerreichter Cigarren keine Schwierigkeiten bekommen.
Smoking oder schwarzer Anzug
Wer jeden Tag eine Cohiba raucht und sich ausgezeichnete Spitzenweine kredenzen lässt, liebt es offenbar auch, sich ein- bis zweimal pro Woche schick zu kleiden und im Smoking – beziehungsweise Abend- oder Cocktailkleid – die Gastlichkeit auf dem Schiff zu zelebrieren. Wenn als Dress Code «formal» angekündigt wird, dürfen die Herren aber auch nur im schwarzen Anzug mit Krawatte erscheinen. Und wer sich diesen Formalitäten entziehen möchte, kann im Pool Bar & Grill unter dem offenen Sternenhimmel sein Abendessen ganz locker geniessen. Die Stimmung ist entspannt, von Snobismus keine Spur.
Da entsteht auch kein Problem, wenn ein Landausflug für einmal nicht den Erwartungen entspricht. Wer auf der Insel Sumatra Dschungel, Orang Utans und Tiger erwartet hatte, wurde in Medan mit staubigen Strassen, stockendem Verkehr und stickiger Luft empfangen. An der Bar am Abend sind die Strapazen schnell vergessen. Später in den Shows sowieso, wenn auf der Bühne der Athenien-Lounge Broadway-Feeling aufkommt.
MCCM Master Cruises Chr. Möhr AG
8001 Zürich, Tel. 044 211 30 00,
von Markus Weber