Nicht nur das Zentrum Singapurs verändert sich rasant: Sentosa, die grüne Hauptattraktion der Stadt, hat sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Vergnügungspark entwickelt.
Der Pfau schlägt ein Rad, als liesse sich diese tierische Darbietung buchen. Die Gäste auf der Barterrasse zücken ihre Smartphones und machen Fotos. Doch er will nicht ihnen imponieren, sondern den Pfauenweibchen, die sich in den üppigen Gärten des Capella tummeln. Das Luxushotel befindet sich im Regenwald von Sentosa. Die kleine Insel vor den Toren Singapurs war früher eine Militärbasis der Briten. Noch heute kann man das Artilleriefort Siloso besichtigen.
In den Siebzigerjahren hat die Regierung den Freizeitwert der Insel erkannt und mehrere Millionen Singapur Dollar investiert, um Attraktionen zu errichten, die Touristen aus aller Welt anlocken. Sentosa ist ein Mini-Disneyland in tropischer Umgebung mit Universal Studios, Wachsfigurenkabinett, 4D-Kino, Rodelbahn und Delfin-Lagune. Honeymooners verbringen hier ein paar erholsame Tage in einem der Luxusferienresorts, Familien vergnügen sich im Wasserpark und flitzen mit der Zipline durch den Dschungel. Wer zum Feiern auf die Insel kommt, besucht eine der regelmässig stattfindenden Strandpartys, die häufig von den besten Diskotheken der Stadt veranstaltet werden. In Sachen Superlativ läuft Sentosa selbst dem Glitzeremirat Dubai den Rang ab, denn hier, im Resort World Sentosa, befindet sich das grösste Aquarium der Welt (43 Millionen Liter Wasser, 100 000 Meerestiere). «Das Aquarium besuchen auch die Einheimischen gern. Sentosa ist eine Bereicherung für die Stadt, man kann hier viel Spass haben und an den drei Stränden entspannen», sagt Touristenguide Suhail Jindran. Wenn er frei hat, vergnügt er sich auf der Insel und lässt die Wolkenkratzer hinter sich.
Den Namen Sentosa erhielt die Insel 1972 bei einem Wettbewerb. Er ist malaiisch und bedeutet «Frieden». In der Tat ist die Insel ein idealer Ort, um zur Ruhe zu kommen. Die Ferienanlagen sind eingebettet in tropische Gärten und bieten fast alle direkten Strandzugang. Dabei ist Sentosa nur wenige Minuten von der Innenstadt und dem Geschäftsviertel entfernt. Wer will nimmt die Seilbahn, den Bus oder geht zu Fuss. Die Rollwege sind teilweise überdacht und bieten einen schönen Blick auf die einlaufenden Kreuzfahrtschiffe. Wer es bequemer mag: Die Monorail fährt direkt aufs Dach des Vivo City, eines der grössten Einkaufszentren der Stadt. Von hier fährt die Metro an die Orchard Road, wo sich ein Einkaufstempel an den nächsten reiht. Die meisten haben bis zu sechs unterirdische Etagen, denn der Platz im Stadtstaat ist knapp. Die Geschäfte haben auch sonntags geöffnet, an Feiertagen sowieso. «Essen und Shoppen ist unsere Obsession», sagt Suhail Jindran. Individuelle Läden findet man in der Haji Lane im Künstlerviertel Kampong Glam oder in Little India.
Singapur hat sich zu einer der reichsten und modernsten Städte der Welt entwickelt. Mit jährlich mehr als elf Millionen ausländischen Touristen gehört sie zu den zehn meistbesuchten Metropolen der Welt. Auch die Anzahl der Schweizer Reisenden wächst von Jahr zu Jahr. Um die vielen Touristen willkommen zu heissen, werden am Flughafen neue Terminals errichtet. Aber auch der Hafen und der öffentliche Nahverkehr werden ausgebaut, um den Lebensstandard der Bevölkerung zu steigern und die Wirtschaft weiter voranzutreiben. Weil Autos in Singapur sehr teuer sind, nutzen die meisten die öffentlichen Verkehrsmittel. Sie sind sauber und pünktlich.
Foodbegeisterte aus aller Welt haben die Stadt für sich entdeckt. Seit 2016 ist der Restaurant- und Hotelführer Michelin auch für Singapur erhältlich. Ehrgeizig sind aber nicht nur Singapurs Köche, sondern auch die Projekte der Regierung, wie das 2012 eröffnete Megaprojekt Gardens by the Bay. Im riesigen Gewächshaus gedeihen Blumen und Pflanzen, die in Singapurs tropisch schwülem Klima nicht wachsen könnten: ein 1000-jähriger Olivenbaum aus Spanien, Steinpflanzen, Agaven und Kakteen. In der Gartenanlage stehen künstliche Riesenbäume aus Beton und Metall, die mit einer Brücke verbunden sind. Die Bäume sind begrünt, wie auch viele Fassaden der Wolkenkratzer. Das Ziel: Aus Singapur eine Stadt in einem Garten zu machen.
Wer genug hat von Blumen und Riesenbäumen, geniesst einen Drink im 1-Altitude – der mit 282 Metern höchsten Openair-Bar der Welt – und bestaunt die Lichtshow des Hotels Marina Bay Sands mit seinem Dachpool. Bevor es zurückgeht nach Sentosa. Auf die Insel der Ruhe und der Pfauen.
Von Ginger Hebel
GUT ZU WISSEN
WOHNEN: Das Capella liegt im Regenwald von Sentosa und vereint schönen Kolonialstil mit puristischer Norman-Foster-Architektur. Von jedem Zimmer (mind. 77 qm) blickt man in den Garten und aufs Meer. Tolle Landschafts-Poolanlage mit Poolservice. Das Hotel bietet einen massgeschneiderten Service für jeden Hotelgast, so steht ein persönlicher Assistent zur Verfügung, auch ein Privatkoch für bis zu 14 Personen lässt sich mieten. Das Angebot nennt sich Chef’s Table. Das Hotel bietet einen Gratis-Shuttle zum Einkaufszentrum Vivi-City. www.capellahotels.com/singapore
HINKOMMEN: Singapore Airlines fliegt täglich mit dem A380 in rund zwölf Stunden von Zürich nach Singapur (super Bordunterhaltungssystem, gutes Essen). Die preisgekrönte Business Class bietet mit 86 Zentimetern den breitesten Sitz seiner Klasse, der sich in ein flaches Bett verwandeln lässt. Die Airline feiert dieses Jahr ihren 70. Geburtstag. Reisende profitieren von lukrativen Angeboten. www.singaporeair.com