Wie eine Perlenkette schmücken die weissen Dörfer die Bergwelt von Cádiz. Sie sind geprägt von der bewegten Geschichte Andalusiens, in der die Mauren spannende kulturelle Spuren hinterliessen.
José heisst uns mit grandioser Geste willkommen und öffnet die Arme wie zum Segen. «Schaffst du die letzten Meter noch?», fragt der Guide mit Schalk in den Augen. Er spielt auf den Fussmarsch an, der in den weissen Dörfern Andalusiens die einzige Möglichkeit ist, um im historischen Zentrum mit engen, verwinkelten Gassen und holprigem Kopfsteinpflaster vorwärts zu kommen. Doch die kleine Anstrengung für den Besuch der Adlerhorste lohnt sich. Von diesen jahrhundertealten Hinterlassenschaften der Mauren aus ist die Sicht frei auf die dramatisch zerklüftete Landschaft, deren sattes Grün effektvoll mit schroffen Felsen und friedlich weidenden Merinoschafen kontrastiert.
In Andalusien spürt man die einstige Präsenz der Mauren bei jedem Schritt. Die blendend weissen Dörfer mit ihrem Blumenschmuck, den herausgeputzten Minibalkonen und pittoresken Höfen sind die wichtigsten Zeugen aus dieser vergangenen Zeit. Das hier schon vor Jahrhunderten praktizierte verdichtete Bauen diente verschiedenen Zwecken: Erstens spendeten sich die Häuser gegenseitig Schatten. Zweitens liess sich durch die unmittelbare Nachbarschaft Geld sparen und drittens entstanden so eigentliche Wehrbauten, die vor Überfällen schützten. Um nahende Gefahr frühzeitig zu erkennen, wurden die Dörfer zudem auf Hügeln errichtet.
Alte Mühle in junger Hand
Ausserhalb der engen Stadtmauern leben Merinoschafe. Mit ihrer begehrten Wolle und ihrer Milch für den typischen Käse der Region tragen sie einen wichtigen Beitrag zum bescheidenen Einkommen der Einheimischen bei. Auch Ziegen sieht man überall, auch ihre Milch wird zu einem hervorragenden Käse verarbeitet. Wer mehr über den lokalen Käse erfahren möchte, besucht am besten das Dorf El Bosque. In einem Käsemuseum und einem Informationszentrum werden dort mittels Film und Schautafeln die historischen Bezüge erklärt. Selbstverständlich gibt es auch eine reiche Auswahl der vor Ort produzierten Käse- und Fleischspezialitäten zu kaufen
Nur einen Steinwurf von El Bosque entfernt erlebt eine jahrhundertealte Wassermühle eine Renaissance. Die historische «Molino de Abajo» ist ein Privatmuseum mit vielen ausrangierten Gerätschaften, gleichzeitig bäckt der junge Müller dort schmackhaftes Brot für die ganze Region. Der initiative Unternehmer sprüht vor Zuversicht, stellt sukzessive die Mühle wieder instand und verfügt als weiteres Standbein über einige neu ausstaffierte, heimelige Gästezimmer. «Er wird es schaffen», strahlt sein Vater während des Rundganges und ist stolz, dass der Betrieb trotz schwieriger Rahmenbedingungen wieder auf die Beine kommt.
Geschichte und Geschichten
Auch bei der Olivenölproduktion, der Verarbeitung von Lederwaren und in den Rezepten der köstlichen Süsswaren – überall haben die Mauren ihre Spuren hinterlassen. Die Bergwelt im Norden von Càdiz vibriert von Geschichte und Geschichten. Die ursprünglich aus Nordafrika stammenden Berber kämpften erbittert um Andalusien – das Land, das sie als ihre Heimat betrachteten. Mit der Reconquista wurden sie Ende des 15. Jahrhunderts vertrieben, doch viele Ortschaften haben ihre arabischen Namen behalten, beispielsweise Alcalá de los Gazules oder Medina Sidonia.
Zur spannenden Geschichte Andalusiens, die von unterschiedlichen Völkern und Religionen geprägt ist, gehören auch die Römerwege, die Einfälle der Christen, die Legenden der Wegelagerer und viele andere historische Reminiszenzen. In dieses erstaunliche, kontrastreiche Gesamtbild passen auch die Eisenbahnschwellen eines Zuges, der niemals fuhr – sie markieren heute die Vía Verde, eine abwechslungsreiche Wander- und Fahrradstrecke. Hier geniesst man unberührte Natur und über 13 Meter hohe und entsprechend imposante Bäume, die Chaparro de la Vega. Ein Muss ist ferner der zum Biosphärenreservat geadelte Naturpark Par que Natural Sierra de Grazalema. Hier gibt es urtümliche Baumarten wie etwa die Spanische Tanne. Insgesamt sechs Naturparks hat die Provinz Càdiz. Sie bieten eine schöne Abwechslung zum Kulturprogramm.
Der natürliche Reichtum sowie die geopolitisch exponierte Lage am Südzipfel Europas dürften wesentliche Gründe dafür sein, warum es in Andalusien im Verlaufe der Jahrtausende immer wieder zu Überfällen und Rückeroberungen kam. Es gibt mehr als 30 Burgen und Festungen in der Provinz Càdiz, ganz zu schweigen von hervorragender Sakralkunst, beispielsweise die Cartuja de Jerez sowie die Kathedralen von Jerez und von Càdiz. Die lohnenswerte Ruta Americana durch die Region zeigt die enge Verbindung zu Amerika auf: Sie führt von herrlichen Palästen und Sommerhäusern von Überseehändlern zur ehemaligen Zollstelle von Kuba und den Philippinen, zu Aussichtstürmen und – in zahlreiche Klöster. Dort wurden die nach Übersee abreisenden Ordensbrüder aufgenommen. Sie belegen die tiefe Frömmigkeit, die Spanien seit jeher durchdringt.
von Werner Knecht
Eine bessere Bezeichnung als Perle kann man für Andalusien nicht finden. Jedes Jahr nehmen wir uns einen Mietwagen in Malaga, erkunden auf eigene Faust die Gegend. Ok, wir waren auch schon mal auf Gibraltar, was für uns hier dazu zählt. Für uns eine der schönsten Landschaften Europas, mit jeder Menge Kultur, und zum Abschluß eines Urlaubes 3 Tage Badestrand
So ähnlich machen wir es auch. D.h., wir nehmen einen Mietwagen in Malaga, aber auch ein Hotel. Und erkunden von hier aus über Tagesausflüge die Umgebung.
Und wenn wir mal einen Tag keine Lust haben, dann bleiben wir halt mal einen Tag am Strand. Es zwingt uns ja niemand zu etwas. Ausser die fantastische Landschaft, die einem geradezu verleitet aktiv zu werden