Soneva Kiri – oder vom nicht ganz widerspruchsfreien Traum, Natur und Luxus harmonisch zu vereinen.
Sie sind sozusagen das Glamour-Paar unter den Slow-Life-Anhängern der asiatischen Tourismus-Industrie, und auch Hollywood hätte ihre Liebes und Lebensgeschichte nicht besser inszenieren können: Die schöne Schwedin Eva Malmström schmückte als erfolgreiches Topmodell Titelbilder von Hochglanzmagazinen wie Vogue, Elle und Marie Claire, bevor sie auf einer luxuriösen Yacht vor Monaco ihren Traumprinzen, den Eton- und Oxford-Absolventen Sonu Shivdasani, kennenlernte und heiratete. Neben dem «coup de foudre» verband die Beauty und den Sohn wohlhabender indischer Eltern offenbar auch eine tiefe Sehnsucht nach einem Leben im Einklang mit der Natur. Freilich ohne auf die Annehmlichkeiten ihres luxuriösen Lebensstils verzichten zu wollen. Während ihrer Flitterwochen auf der maledivischen Privatinsel Kunfunadhoo reifte die Idee, ein eigenes, ressourcenschonendes Luxus-Resort zu realisieren. 1995 eröffnete das Paar dort sein erstes umweltfreundlich ausgerichtetes Hideaway. Soneva Fushi gilt unter Tourismusprofis als wegbereitend: Andy Zgraggen, Chef des Malediven-Spezialisten Manta Reisen, attestiert dem Resort seine Vorreiterrolle im Bereich des nachhaltigen Tourismus.
Es blieb nicht bei diesem einen Resort. Die prestigeträchtigen Brands Six Senses und Evason gehen ebenfalls auf die Initiative von Eva und Sonu Shivdasani zurück. Die stark expandierende Six-Senses-Gruppe wurde mittlerweile von amerikanischen Investoren übernommen, während die Betreibergesellschaft der beiden Soneva-Hotels im Besitz des Gründerpaares blieb. Neben dem Soneva Fushi auf den Malediven wird auch das 2010 eröffnete Resort Soneva Kiri auf der Insel Koh Kood in Thailand vom gleichen Management geführt.
Rückzugsort von Hollywood-Grössen
Koh Kood liegt im Golf von Siam und zählt zu den am wenigsten erschlossenen Inseln Thailands. Das Resort ist von weissen Sandstränden und glasklarem Wasser umgeben und fügt sich nahtlos in die üppige Schönheit des tropischen Regenwaldes ein. Nachhaltigkeit wird auch hier grossgeschrieben. Die 27 Villen und die acht weitläufigen Residenzen sind alle mit natürlichen Materialien aus der Region gestaltet worden.
Ob in den offenen Restaurants, im Spa, am prächtigen Strand, in der luftigen Baumhüte oder im Open-Air-Kino: Zelebriert werden die Leichtigkeit des Seins und die Entdeckung der Langsamkeit im Gleichschritt mit dem Puls der Natur. «Intelligenter Luxus» nennt Soneva Kiri sein Angebot. Allein, bei all den gelungenen und unbestritten umweltverträglichen architektonischen Highlights sowie den ehrlich gemeinten Anstrengungen, beispielsweise mit biologischem Anbau von Gemüse und Früchten, kann auch Soneva Kiri seine hehren Vorgaben im Bereich der Nachhaltigkeit nicht vollumfänglich erfüllen: Wer mit drei Dieselgeneratoren den Strom für das ganze Resort produziert und mehrere hunderttausend Liter Öl im Jahr verbrennt, kann nicht mit einem besonders vorteilhaften ökologischen Fussabdruck prahlen. Im Gegenteil. Die Illusion des naturnahen Erlebnisses möchte man sich als Gast deshalb aber nicht nehmen lassen. Zu schön ist der Flecken Erde, auf dem Soneva Kiri errichtet wurde, zu authentisch das Robinson-Crusoe-Feeling, zu liebenswürdig die thailändische Gastfreundschaft, als dass man sich wegen der Emissionen des weit abgelegenen und praktisch unsichtbaren Energiegebäudes seine Laune verderben lassen würde.
Da lässt man sich lieber von seinem privaten Butler einen Ausflug zum sagenhaften Angkor Wat im benachbarten Kambodscha organisieren. Das Resort verfügt über eine eigene Cessna, welche die Gäste zweimal wöchentlich nach Siem Reap fliegt. Die Start und Landepiste liegt auf einer kleinen, dem Resort vorgelagerten Insel. Der etwas mehr als eine Stunde dauernde Transfer vom Flughafen Bangkok nach Koh Kood erfolgt ebenfalls im Privatflugzeug. Bei soviel Exklusivität und Privatsphäre verwundert es nicht, dass zahlreiche Stars und (gut betuchte) Sternchen hier ihre Entspannung suchen. Unsere Journalistengruppe logiert beispielsweise in der gleichen Residenz, die auch schon Angelina Jolie und Brad Pitt für ihre kinderreiche Familie gebucht haben (Villa 63 mit 6 Schlafzimmern in mehreren Gebäuden, Wohnfläche 2600 m2), trifft beim Frühstück zufällig auf Hollywood-Regisseur Marc Forster und begegnet vor der fantastischen Massage im Six-Senses-Spa ebenso unvermittelt Yehudi Menuhins Sohn. Man ist hier sozusagen unter sich.
www.sonevaprivateresidences.com
Von Markus Weber
Sehr guter Artikel. Leider ist nachhaltiger Tourismus nicht zu machen.