Hochwertiges Design, zeitgenössische Kunst, Spitzenrestaurants und ein Service vom Feinsten machen aus «The Alpina Gstaad» die neue Ikone der Berner Oberländer Hotellerie.
Als wir mit unserem (geliehenen Test-)Porsche Boxster im Hotel Alpina Gstaad ankommen, fühlen wir uns zu unserer Überraschung leicht «underdressed»: In der überdachten Einfahrt zum jüngsten Schmuckstück der Gstaader Luxushotellerie versperrt uns ein Bentley den Weg, um einem dritten Fahrzeug, einem noblen Bugatti, respektvoll den Vortritt zu gewähren. Der arabische Scheich, dessen Wagen mindestens das Zehnfache unseres Testwagens kostet, grüsst uns dennoch sehr freundlich. Von 15 in der Schweiz verkauften Bugattis seien 12 in Gstaad immatrikuliert, klärt uns Eric Favre, der Direktor des Alpina, später auf.
Wer das Alpina Gstaad nun für einen aufgeblasenen Luxusschuppen hält, irrt sich gewaltig. Qualität, hochwertiges Design, zeitgenössische Kunst und einen Service vom Feinsten: ja – abgehoben und snobistisch: auf keinen Fall. Das würde auch gar nicht zum sympathischen Romand Eric Favre passen, der das Hotel seit 2013 als Managing Director führt. Auch die perfekt orchestrierte Mannschaft im Service beherrscht die hohe Kunst der Gastfreundschaft bis ins letzte Detail. Ob in den Restaurants, an der Bar oder im Six Senses Spa: überall wird der Gast mit einer einladenden Herzlichkeit empfangen. Gstaad-Habitués stossen da und dort auf bekannte Gesichter, die über viele Jahre im benachbarten Palace Hotel für Gastlichkeit auf hohem Niveau gesorgt haben. Dies mag mit ein Grund sein für die ein Professionalität des Teams. So erstaunt es nicht, dass das erst 2012 eröffnete Alpina bereits im Folgejahr von Gault Millau zum «Hotel des Jahres» erkoren wurde. An dieser Auszeichnung hat auch der Kochkünstler Marcus Lindner (18-Gault-Millau-Punkte und ein Michelin-Stern) seinen grossen Anteil. In seinen beiden Hotelrestaurants (Sommet und MEGU) werden Genussmomente zelebriert, die süchtig machen.
Auf die letzte Sommersaison hin hat The Alpina Gstaad zwei Zimmer neu gestaltet. Entstanden sind eine «Love Suite» und ein «Living Art Room». Ästhetische Schwarz-Weiss-Bilder, schwarzes Leder und eine üppig-sinnliche Möblierung prägen das stilvolle Liebesnest. Erotische Accessoires sollen mithelfen, die Fantasie der Gäste zu beflügeln. An ihnen hätte auch Nietzsche («wenn Du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht») seine Freude gehabt. Ein Schelm, der bei der Auswahl der Accessoires nicht an den Bestseller «Fifty Shades of Grey» denkt. Die Frage, ob wir hier gerne übernachten würden, stellt sich (leider) nicht. Wer kommt denn schon auf die Idee, einem nicht mehr ganz jungen Paar, das schon seit bald drei Jahrzehnten zusammen durchs Leben geht, dieses Zimmer anzubieten? Unser Gepäck steht bereits im ebenfalls neu gestalteten Kunst-Zimmer. Auf unserem Programm stehen schliesslich keine sinnlichen Grenz erfahrungen à la Fifty Shades of Grey, sondern die blühenden Landschaften des Gstaader Bergsommers. Eine Leinwand, um die Schönheiten der Berner Oberländer Alpenwiesen festzuhalten, wartet auch schon auf uns. Malen ist ja ebenfalls eine lustvolle Beschäftigung.
Die Love Suite ist übrigens ein Gemeinschaftswerk Nachson Mimrans, des Mitbesitzers des Alpina Gstaad, und Kama Carnes’, der Präsidentin des Dessous-Labels Kiki de Montparnasse. Mimran ist auch der Spiritus rector der beeindruckenden Kunstsammlung des Hotels. Zeitgenössische Maler mit zum Teil provokativen Bildern («Fuck you Goethe») verleihen dem Hotel eine urbane Coolness und schaffen einen spannenden Kontrast zur hochwertigen Innenarchitektur im Alpen-Chic-Stil. Aber nicht nur kunstbeflissene Erwachsene, sondern auch Kinder fühlen sich im Alpina wohl. Sie werden im Alter von 3 bis 16 Jahren im Tree House Club liebevoll betreut.
Von Markus Weber