Thomas Meier, Geschäftsführer von Manta Reisen und passionierter Taucher, erklärt, wohin man gerade jetzt fliegen sollte und wie achtsamer Tourismus mithelfen kann, die Meere zu schützen.
Namensgeber von Manta Reisen, der Manta Rochen. Bild: Gerald Nowak/CR-PHOTO.DE
Herr Meier, Manta Reisen ist auf den Indischen Ozean sowie auf Tauchreisen weltweit spezialisiert. Welche Destinationen in Ihrem Angebot können aktuell problemlos bereist werden?
Aus dem Angebot von Manta stechen aktuell die Seychellen hervor. Dorthin kann man problemlos und ohne gesundheitliche Bedenken fliegen. Die Edelweiss Air bedient das tropische Paradies mit einem wöchentlichen Direktflug. Ebenfalls sehr gefragt sind gegenwärtig Reisen ans Rote Meer nach Ägypten. Ohne Probleme können auch die Malediven bereist werden. Auch hier bieten wir einen Charterflug mit der Edelweiss Air an. Das Inselparadies ist aktuell fast menschenleer, und die gesundheitlichen Risiken sind minim. Allerdings gilt es, bei der Rückreise in die Schweiz die BAG-Quarantänebestimmungen zu befolgen. Für die Einreise in alle erwähnten Reiseziele ist ein negativer Corona-Test erforderlich, der nicht mehr als 72 Stunden alt ist.
Wie beurteilen Sie die BAG-Länderlisten? Ein Wirrwarr babylonischen Ausmasses?
Gerade am Beispiel der Malediven wird deutlich, dass die BAG-Listen nicht immer sinnvoll sind. So unterscheiden sie nicht zwischen den menschenleeren Ferieninseln und der dicht bevölkerten Hauptinsel Male, die unsere Kunden gar nicht besuchen. Gleiches gilt auch für La Réunion, die französische Insel im Indischen Ozean. Wer La Réunion bereist, ist vor allem in der abgelegenen Natur unterwegs und übernachtet in kleinen Guest Houses. Das gesundheitliche Risiko ist hier also keinesfalls grösser als im alltäglichen Leben in Schweizer Städten.
Sprechen wir vom Tauchen, Ihrem persönlichen Steckenpferd. Welche Tauchdestinationen liegen Ihnen besonders am Herzen?
Von den drei grossen klassischen Tauchregionen – Malediven, Südostasien und Ägypten – erlebt das Land der Pharaonen nun wieder einen kleinen Aufschwung. Das Rote Meer ist durch die Nähe zu Europa, das attraktive Preisniveau und die Qualität der Tauchgründe denn auch durch kein anderes Tauchreiseziel zu ersetzen. Es ist das nördlichste Korallenmeer der Erde. Die Korallen hier sind prächtig, bunt und intakt. Dank der vergleichsweise kühlen Wassertemperatur sind die Riffe kaum der Gefahr einer Korallenbleiche ausgesetzt. Auch der Fischreichtum ist beeindruckend. Die Unterwasserwelt bietet einfach alles, was man von einem tropischen Aquarium erwartet.
Die Korallenbleiche ist dagegen auf den Malediven noch immer ein grosses Thema.
Durch die Folgen aussergewöhnlicher, globaler Wetterereignisse sind die Riffe letztmals 2016 bis auf eine Tiefe von durchschnittlich zwölf Metern stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Wir erleben seither eine langsame, aber konstante Erholung. Im Gegensatz zu vielen anderen Tauchspots der Welt gibt es in den Gewässern der Malediven einen gesunden Fischbestand mit enorm vielen Schwarm- und Grossfischen. Wer Wolken von Fischlaiben, Schildkröten, Haie, Rochen, Mantas und Walhaie sehen will, der findet auf den Malediven – allein schon mit Maske, Schnorchel und Flossen – grandiose Möglichkeiten für unvergessliche Begegnungen und Erlebnisse.
Und Ihre Lieblingstauchdestination?
Mich haben vor allem die zahlreichen Reisen in die abgeschiedenen Inselwelten Indonesiens stark geprägt. In Raja Ampat habe ich einige meiner schönsten Tauchgänge erlebt. Die Riffe vor West-Papua haben einfach alles, was das Taucherherz begehrt – die wohl grösste Artenvielfalt der Weltmeere, eine unglaubliche Fülle an Fischen, bizarre Kleinstlebewesen, Grossfische en masse, wunderschöne Korallen. Hier staunt man nur, wie üppig und wunderschön die Natur in einem intakten Ökosystem sein kann.
Haben Sie kein schlechtes Gewissen, wenn Sie mit dem Tourismus die letzten Paradiese dieser Welt zerstören?
Natürlich ist der Tourismus ein zweischneidiges Schwert. Aber man muss unbedingt auch die positiven Seiten eines verantwortungsvollen Tourismus betrachten. Zum Beispiel die vielen Tauchresorts, die sich mit grossem Engagement für den Schutz der Meere einsetzen. Es gibt zahlreiche Regionen, die dank dem unermüdlichen Einsatz von engagierten Tauchanbietern zu Meeresschutzgebieten erklärt wurden. In Misool, Raja Ampat, beispielsweise hat sich die Biomasse dank der rigorosen Schutzmassnahmen des riesigen privaten Marineparks vervielfacht. Die Haipopulation innerhalb des Schutzgebietes ist heute rund zwanzig Mal höher als ausserhalb der geschützten Meereszone. Ohne Tourismus sähe es hier ganz anders aus.
Wie hat man das gemacht?
Durch Sensibilisierung und Bildung der lokalen Bevölkerung kann viel erreicht werden. Allein das Verhindern des Fischfangs mit Netzen oder Dynamit zeitigt grosse Erfolge. Neue Verdienstmöglichkeiten im Tourismus mindern den Fischfang der lokalen Bevölkerung erheblich und entlasten die Unterwasserwelt massiv. Oft trifft man auf lokale Tauchguides, die früher selbst als Fischer tätig waren. Die finanziellen Beiträge aus dem nachhaltigen Tourismus sind für viele Projekte und Massnahmen zum Schutz der Natur elementar.
Einerseits wollen Sie den Schutz der Meere fördern, aber mit jedem verkauften Flugticket fördern Sie auch die Korallenbleiche, die eine direkte Folge der Klimaerwärmung ist. Ein Widerspruch.
Die globale Erwärmung ist zweifellos eine ernst zu nehmende Bedrohung. Und auch die sogenannte Übersäuerung der Ozeane durch die Aufnahme von freigesetzten Kohlendioxiden aus der Atmosphäre setzt den Korallen zu. Wir motivieren unsere Kunden deshalb, die CO2-Emissionen ihres Fluges bei Myclimate zu kompensieren. Auch der Abfall ist ein riesiges Problem. Jedes Jahr gelangen rund neun Millionen Tonnen Kunststoffabfälle in die Ozeane, mit vielen fatalen Folgen. Auf schreckliche Art verenden dadurch Meerestiere, die Plastikteile mit Nahrung verwechseln. Hier ist vor allem Aufklärung und Sensibilisierung gefragt, sowohl beim Reisenden als auch bei der lokalen Bevölkerung.
Was tut Manta Reisen dagegen?
Manta Reisen unterstützt beispielsweise die Bemühungen von KYMA sea conservation @ research, Manta Trust und OceanCare. Diese Non-Profit-Organisationen setzen sich gegen Überfischung, Verschmutzung der Meere und für den Schutz seiner Bewohner ein. Bei all unseren Reisen bitten wir unsere Kunden auch um einen Solidaritätsbeitrag von 5 Franken pro Buchung. Erfreulich ist, dass 90 Prozent unserer Reisenden dem Anliegen positiv gegenüberstehen und den Fünfliber spenden oder den Betrag gar erhöhen.
Nach so vielen Jahren bei Manta Reisen muss der Manta Ihr Lieblingsfisch sein. Ist das so?
Genau. Der Manta und der Hai. Begegnungen mit ihnen sind jedes Mal ein faszinierendes Erlebnis. Und eine Motivation, einen Beitrag zum Schutz der Ozeane zu leisten.
Zur Person
Thomas Meier ist Geschäftsführer von Manta Reisen.