Bad Hévíz nahe des Plattensees ist die grösste Wellness-, Fitness- und Gesundheitsdestination Ungarns. Vermehrt wird auf Prävention gesetzt.
Im Herbst und Winter hat der Hévízer Heilsee eine geradezu mystische Ausstrahlung, denn in der kalten Jahreszeit entsteigen ihm wallende Dampfschwaden. Dann versteckt sich der See mit seinen historisierenden Badehäusern hinter einem eigentlichen Dampfvorhang, der optisch perfekt in das umliegende Naturschutzgebiet passt. Nicht erstaunlich, werden dem weltweit grössten natürlichen und biologisch aktiven Thermalsee magische Kräfte zugeschrieben. Und das seit Jahrtausenden, haben hier doch bereits die alten Römer die Badekultur betrieben, wie die Warm- und Kaltwasserbecken der frei gelegten Hévízer Villa Rustica bezeugen. Gemäss Legende aus römischer Zeit wurde dank dem aus der Tiefe aufquellenden, warmen Wasser und dem dampfenden Schlamm ein schwaches Kind geheilt – es soll sich um den oströmischen Kaiser Flavius Theodosius handeln, der im Jahr 391 das Christentum in seinem Reich zur staatlichen Religion erhob.
Wie auch immer: Aus der Quellenhöhle stossen pro Sekunde 400 Liter warmes Wasser an die Oberfläche, sodass das Heilwasser des 4,4 Hektar grossen Sees alle dreieinhalb Tage vollständig erneuert wird und dadurch immer sauber bleibt.
Hoher Mineralstoffgehalt
Ungarn ist übersät mit Thermalquellen, man zählt deren 1289. So finden sich auf der Liste der ungarischen Wellnessangebote heute 17 zertifizierte Kurorte, 36 zertifizierte Kurhotels, 83 qualifizierte Heilbäder und 5 Heilschlamm-Fundorte. Bereits 1795 erstellte ein Adliger am Seeufer eine kleine Ankleidekabine aus Holz, damit seine Familie und die Gäste im See baden konnten. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Hévízer Wasser wissenschaftlich angewendet und seine Heilwirkungen medizinisch untersucht. Sein hoher Mineralstoffgehalt wird insbesondere bei rheumatischen Erkrankungen und Problemen der Bewegungsorgane genutzt. Die positiven Effekte auf den Östrogenhaushalt des Körpers werden zudem bei chronischen gynäkologischen Problemen eingesetzt. Der aus der Torfbasis gewonnene Heilschlamm wirkt aufgrund des Radiumgehalts schmerzlindernd und fördert die Regeneration der Zellen sowie den Stoffwechsel.
Aufgrund der vielfältigen Heileffekte hat sich in Hévíz eine breit aufgestellte Infrastruktur insbesondere von Wellness- und Fitnesshotels unterschiedlicher Güte etabliert. Genesung, aber auch Vorbeugung, Erholung und Entspannung werden hier grossgeschrieben. Gestartet wird mit dem Gesundheitscheck durch einen Arzt, wobei sich der Fokus auf Stresslösung sowie eine gesundheitsbewusste Lebensführung richtet. Man will wenn immer möglich alles unter einem Dach bieten: Bäder und Saunen, Massagen, integrierte Zahnarztpraxen, Schönheitssalons, In- und Outdoor-Pools, teilweise kombiniert mit gesundem Essen. Die meisten Hotels verfügen über eine eigene Quelle mit Wasser, das weitgehend identisch ist mit jenem des Heilsees. Die Zahnarztpraxen wiederum versprechen professionelle Arbeit zu einem Bruchteil «unserer» Tarife. Kein Wunder, kommen die meisten Gäste aus dem Ausland und finanzieren sich ihre Ferien mit dem Ersparten bei der Zahnpflege und im Wellnessbereich. Man gönnt sich Gesundheit im Gesamtpaket. Denn dank der vorteilhaften Preise rückt auch die Gesundheitsprävention für jedermann in Reichweite. Allerdings muss der lange Weg nach Bad Hévíz in die Gesamtrechnung einbezogen werden. Eine Kombination mit Budapest oder Wien drängt sich da auf.
Von Werner Knecht