Das Wallis ist nicht nur die grösste Weinregion der Schweiz. Der Kanton steht auch für zahlreiche Rekorde, die selbst weltweit einmalig sind – und für eine Vielzahl neuer Attraktionen.
Die grösste Weinregion der Schweiz stellt 15 Winzer der Vereinigung Mémoire des Vins Suisses, der die besten Weinproduzenten der Schweiz angehören. Das Wallis sorgt aber auch mit anderen Zahlen für Spitzenwerte, wie das «Swiss Wine Magazine» schreibt: «Es ist ein Rebbaugebiet der Superlative. Rund 22 000 Rebbergbesitzer, über 50 kultivierte Rebsorten, und das alles auf knapp 5000 Hektaren Rebfläche, die von geschätzten 3000 Kilometern Trockensteinmauern gestützt werden!» Mit dem 150 Franken teuren «Electus» der Provins-Tochter Valais Mundi, einer Rotwein-Cuvée mit rund einem halben Dutzend Rebsorten, stammt auch der teuerste Schweizer Wein aus dem Walliser Weinparadies.
Am meisten verbreitet ist der Pinot Noir, der für einen weiteren Rekord sorgt: Der Grand Cru Salgesch, 1988 aus einer Initiative von Gemeinden und Winzern mit Frankreich als Vorbild entstanden, gilt als schweizweit erster Wein mit AOC, kontrollierter Herkunftsbezeichnung also. Olivier Mounir (51) vom Cave du Rhodan, als Vertreter von Salgesch ebenfalls Mitglied der Mémoire des Vins Suisses, erzählt: «Mein Vater war Pionier und Initiant des Grand Cru. Wir haben nun aber entschieden, uns von der AOC zu verabschieden.» Der Winzer begründet seinen historischen Schritt mit einer Gesetzesänderung, die dazu führe, dass in Salgesch für die AOC weniger restriktive Kriterien gelten. Für einen Qualitätswinzer wie Mounir, der jährlich 150 000 Flaschen und 32 verschiedene, aber alles biologische Weine produziert, ist das kein gangbarer Weg. Er hat kurzerhand eine neue Top-Linie gegründet, die sich Diversitas nennt; der erste Wein heisst Hommage und ist ein Pinot 2016.
32 verschiedene Weine: Ist das für die Kunden nicht zu viel? «Ja», antwortet Mounir, «betriebswirtschaftlich müssten wir gegenteilig arbeiten. Aber die Vielfalt in Böden, Trauben und dem Mikroklima ist einfach einmalig. Deshalb ist das für uns sehr spannend.» Sein Angebot besteht aus zwei Philosophien: einerseits reinsortigen Weinen ohne Einsatz von Barrique mit den für das Wallis so typischen Rebsorten wie Petite Arvine, Chasselas, Pinot Noir, Cornalin, Humagne Rouge oder Syrah. Und andererseits Weine, die immer mehr den Kundenbedürfnissen entsprechen. «Das sind schwergewichtige Weine mit Barrique und Assemblagen, die auch in der Gastronomie platziert werden können», erklärt Mémoire-Winzer Mounir.
Sein Petite Arvine 2015 erreichte am Grand Prix Du Vin Suisse in der Kategorie sortenreiner Weisswein den 1. Platz. 65 Prozent aller Mounir- Weine sind rot, 35 Prozent weiss, «wobei der Weissweinanteil zunimmt. Das ist eine Tendenz im Markt», sagt der Walliser Winzer.
Ein weiterer Trend, den er für das Wallis ausmacht: «Vermehrt werden Eigenmarken im Top- Segment etabliert wie der Electus, der auch international Gesprächsstoff liefert. Für mich muss das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen. Deshalb möchte ich keine 100 Franken teuren Weine machen. Ich will ja auch keinen Privatjet», fügt Olivier Mounir mit einem Augenzwinkern an. Grund zur Freude – nach dem für viele Schweizer Winzer katastrophalen Jahrgang 2017 – hat er aus einem anderen Grund: «Die Reben hängen voller Früchte. Es scheint, als ob sie im 2018 das Vorjahr kompensieren wollen.»
Von Reto E. Wild
BESTE ADRESSEN
Übernachten: Château Mercier (Schloss oberhalb von Sierre, nur für Gruppen), Overlook Lodge by Cervo in Zermatt (fünf Wohnungen mit traumhaftem Ausblick aufs Matterhorn, ab 136 Franken, ohne Mahlzeiten) oder Chalet Hotel Schönegg in Zermatt (48 Zimmer, seit Sommer 2018 Mitglied von Relais & Château, Doppelzimmer ab 280 Franken inkl. Frühstück).
Essen: Godswärgjistubu in Albinen (historisches Restaurant des Jahres 2018, urgemütlich, einfache Küche), Hôtel-Restaurant Didier de Courten in Sierre (19 GaultMillau-Punkte, eine der besten Adressen im Land und weniger teuer als vergleichbare Lokale in Zürich), Le Café du Marché in Sion (gehobene Gourmetküche zu fairen Preisen).
Château de Villa in Sierre (bestes Raclette der Schweiz und riesige Weinkarte lokaler Winzer; davor kann man sich im Weinmuseum weiterbilden).
Neue Attraktion: Les Celliers de Sion (Museum, Weinbar und gleichzeitig Degustationsraum der Winzer Bonvin und Varone Vins, täglich geöffnet).
Agenda: 31.8. und 1.9. Weinmesse Vinea in Sierre (öffentlich), 8.9. Rebsortenwanderung von Sierre nach Salgesch mit diversen Attraktionen unterwegs wie Weinverkostung oder (Raclette-) Spezialitäten.