Das Napa Valley bei San Francisco sorgt für Cabernet Sauvignons, die zu den besten, aber auch teuersten der Welt gehören. Mit Jean Hoefliger mischt vor Ort auch ein Schweizer in der Top-Liga mit.
Das Weingut Alpha Omega zwischen St. Helena und Oakville liegt am St. Helena Highway, eine der wichtigen Strassen im Napa Valley, wo sich viele Weingüter und Restaurants befinden. Der Bau im Stil eines Landhauses mit einem eindrucksvollen Pool zur Zierde wirkt neu – und ist es auch: Die «Winery» wurde erst 2006 gegründet. Seither kümmert sich der in Lausanne geborene und aufgewachsene Jean Hoefliger (45) um die Weine, die Höchstnoten erzielen. Das amerikanische Fachmagazin «Wine Spectator» bewertete beispielsweise den Alpha Omega Cabernet Sauvignon Rutherford Beckstoffer Georges III 2015 mit 94 Punkten.
So spektakulär wie die Geschichte von Alpha Omega ist auch jene des Romands: «Ich studierte zwei Jahre Recht, und alles, was ich machte, war trinken und Karten spielen», erzählt er. Hoefliger wechselte in die Vermögensverwaltung, wurde aber nicht richtig glücklich und startete auf dem Weingut Fonjallaz in Epesses, wo sein Götti arbeitet. Eines Tages kam dieser in den Weinkeller und stellte ihm zur Karriereförderung ein Ultimatum: Entweder werde Hoefliger ein Praktikum in den USA absolvieren oder entlassen. Seine Lehr- und Wanderjahre brachten ihn vor 20 Jahren unter anderem nach Kalifornien, zu Meerlust nach Südafrika und zu Château Lynch-Bages im Bordeaux-Gebiet.
Seltene Böden und ein konstantes Klima
«Damals wurden im Napa Valley Weine produziert, die saftig, marmeladig und einfach zu trinken waren. Heute haben die Weine auch Säure und Tannine, die das Alterungspotenzial unterstützen», erklärt der Winzer. Als Pionier Robert Mondavi 1966 sein Weingut gründete, buhlten rund 30 Winzer um die Kunden, heute sind es gegen 600. Der Boden ist praktisch unbezahlbar geworden. Hoefliger rechnet vor: «2006 bezahlte man für eine Hektare Reben rund 250 000 Dollar, heute sind es gegen 800 000 Dollar.» Eine Tonne Pinot-Noir-Trauben aus dem Lavaux würden 2000 bis 3000 Franken kosten, eine Tonne Cabernet-Sauvignon-Trauben aus Napa rund 60 000 Franken. So kommt es, dass der «Rutherford Beckstoffer» einen Preis von rund 220 Dollar hat. Für den «Screaming Eagle» vom gleichnamigen Weingut, notabene der teuerste Wein Kaliforniens, bezahlt man sogar rund 3000 Dollar!
Hoefliger betont: «Eigentlich sollten Weinregionen nicht verglichen werden. Aber die Cabernets aus dem Napa Valley gehören definitiv zu den besten der Welt.» Dabei profitieren die Reben von mehreren Faktoren: Tagsüber sorgt die Sonne für einen hohen Zuckergehalt in den Früchten, nachts die vom Pazifik hereinziehende Feuchtigkeit für Eleganz. Von April bis Ende Oktober fällt praktisch kein Regen. Das konstante Klima und 132 Bodenarten machen das Napa Valley speziell. Zudem arbeiten heute in diesem Weingebiet Winzer, die wie Hoefliger wertvolle Erfahrungen auf der ganzen Welt gesammelt haben und die neuesten Techniken anwenden. Und schliesslich ist hier Geld kein Problem: Das Silicon Valley, südlich von Napa gelegen, bringt immer wieder Unternehmer hervor, die in neue (Weinbau-)Projekte investieren.
Text Reto E. Wild
Bild Weinbauer Jean Hoefliger/Jason Tinacci
Gute Adressen
Restaurants und Bars: Fog Harbor Fish House am Pier 39 in der Fisherman’s Wharf von San Francisco. The Slanted Door mit vietnamesischer Küche modern interpretiert im One Ferry Building San Francisco. Ein Muss ist dort auch die Wine Bar. Meist mittwochs gibt es Verkostungen von renommierten Weinen aus dem Napa Valley. Eine schöne Weinkarte bietet auch das Press in St. Helena, ideal zur Kombination mit auf dem Holzkohlegrill zubereiteten Fleischspezialitäten.
Hotels: Cova Hotel in San Francisco (Vier-Sterne-Boutique, im aufstrebenden Viertel Tenderloin/Civic Center nur vier Strassenzüge vom bekannten Union Square entfernt).
Napa Valley Lodge (55 Zimmer, Spa und Pool, in der Nähe von Yountville).